: Demutsgesten von der Konkurrenz
Mit einem ungefährdeten 1 : 0-Sieg gegen Union Berlin untermauert der VfL Osnabrück seine Aufstiegsambitionen
Spät nachmittags am 2. Juni wird das Telefon von Union Berlin-Trainer Christian Schreier klingeln. Dann wird das letzte Saisonspiel vorbei und Osnabrück-Coach Claus-Dieter Wollitz am Apparat sein. Das haben die beiden Trainer nach dem 1 : 0 von Osnabrück gegen Berlin am Samstag so vereinbart. Wenn es indes nach Schreier ginge, könnte man sich die Telefongebühren sparen. Er hatte seinem Kollegen nämlich schon direkt nach Spielende zum Aufstieg gratuliert. Doch Wollitz winkte ab.
Was seine Mannschaft zuvor den 12.200 Zuschauern an der Bremer Brücke geboten hatte, nannte Wollitz zurückhaltend „Momentaufnahme“: Eine defensiv ungeheuer kompakte und insgesamt überzeugende Leistung, nach der Osnabrück wieder Tabellenführer und die zwischenzeitliche Minikrise von fünf Spielen ohne Sieg, Leidenschaft und Willensstärke wohl endgültig vorbei ist. Dass sich Hendrik Großöhmichen auf der zentralen Mittelfeldposition immer öfter mit Alexander Nouri abwechselt, macht das Aufbauspiel sichtbar flexibler. Dass Dominique Ndjeng neben Routinier Thomas Cichon im Abwehrzentrum steht und Daniel Flottmann couragiert rechts in der Viererkette spielt, tut der Mannschaft ebenso gut.
„Wir sind jetzt wieder eine Einheit und spielen ein Tempo, das für eine Regionalligamannschaft mehr als akzeptabel ist.“ Wenn Wollitz so etwas sagt, klingt das noch immer auch ein bisschen trotzig: Vor Saisonbeginn hatten ihm einige Schreihälse nicht zugetraut, eine Mannschaft zu formen, die so gradlinigen Fußball spielt. Sicher profitierte Osnabrück gegen Union auch davon, dass unmittelbar nach der Halbzeit Berlins Christian Stuff wegen einer Notbremse Rot sah. Als Daniel Chitsulo das 1:0-Siegtor schoss, wurde außerdem ein Union-Spieler behandelt, auf dem Platz kämpften also elf gegen neun. Trotzdem ging der Sieg völlig in Ordnung.
Darum konnte Union-Coach Schreier über des Kollegen Zurückhaltung nur schmunzeln. Für ihn sei schon jetzt klar, dass der VfL aufsteigt. „Da brauche ich nicht erst auf den 2. Juni zu warten.“ Maik Gizinski