: Frauen und Kinder fliehen nach Tunesien
LIBYEN Ein Schiff rettet 900 Menschen aus Misurata. Die Übergangsregierung bittet um Finanzhilfe
TRIPOLIS/BENGASI/PARIS rtr/dpa | Angesichts der anhaltenden Kämpfe in Libyen versuchen Tausende, über die Grenze nach Tunesien zu gelangen. Vor allem Frauen und Kinder aus dort ansässigen Berberstämmen hätten sich auf den Weg gemacht, sagte ein UNHCR-Sprecher in Genf. Allein am vergangenen Wochenende hätten mehr als 8.000 Menschen die südtunesische Grenzstadt Dehiba erreicht. Dort suchten sie Schutz in Flüchtlingslagern, um später bei tunesischen Familien unterzukommen.
Viele zieht es aber auch weiter nach Europa. Nach einer zehntägigen Pause wegen schlechten Wetters kamen nach UNHCR-Angaben in den vergangenen fünf Tagen rund 3.200 Menschen auf der Insel Lampedusa an.
Obwohl Gaddafis Truppen einen Belagerungsring um die umkämpfte Hafenstadt Misurata gelegt haben, ist es jetzt einer Hilfsorganisation gelungen, fast 900 Menschen aus der westlibyschen Stadt herauszubringen. Wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf mitteilte , verließ die „Red Star One“ am Mittwoch den Hafen von Misurata. An Bord seien rund 800 in Libyen gestrandete Gastarbeiter vor allem aus afrikanischen Ländern sowie etwa 50 verletzte Bewohner Misuratas, Ärzte und rund 20 Journalisten. Das Schiff habe Kurs auf Bengasi genommen. Misurata konnte fast eine Woche lang nicht von Schiffen angesteuert werden, zudem hatten Gaddafis Truppen die Hafeneinfahrt vermint.
Der britische Außenminister William Hague kündigte an, beim bevorstehenden Treffen der Libyen-Kontaktgruppe in Rom werde ein Verfahren für Finanzhilfe für die Rebellen im Osten des Landes erarbeitet. Ein Finanzbeauftragter in Bengasi hatte zuvor um eine Leihgabe von 2 bis 3 Milliarden Dollar gebeten. Die Kredite sollen mit eingefrorenen libyschen Vermögen abgesichert werden. Die vorhandenen Mittel reichten höchstens noch für vier Wochen, sagte Ali Tarhuni, der den Finanzausschuss der von den Aufständischen eingesetzte Übergangsregierung leitet.
Der französische Außenminister Alain Juppé sagte dem Sender France 24, das zweite große Thema des Gipfels würden Möglichkeiten sein, Mitgliedern der Gaddafi-Regierung das Überlaufen zu erleichtern. Zudem sollten die Pläne von Präsident Nicolas Sarkozy besprochen werden, eine Konferenz der „Freunde Libyens“ zu organisieren. Dort soll eine politische Lösung der Krise ausgearbeitet werden.