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Archiv-Artikel

Crossmedial in die Zukunft

FORTBILDUNG Das Medienlabor in Bremen bildet JournalistInnen zum Online-Redakteur aus. Sie lernen Text-, Bild-, Video- und Audiodateien zu verknüpfen

VON ANDREAS SCHNELL

Ein Blick in die Stellenanzeigen macht klar: JournalistInnen stehen heute vor ganz anderen Herausforderungen als noch vor zehn Jahren. Schreiben zu können, genügt schon längst nicht mehr. Tageszeitungen schicken ihre Redakteure mit der Kamera los, und zwar längst nicht mehr nur mit der Fotokamera.

„Crossmedial“ heißt das Zauberwort. Mit Videobeiträgen staffieren Zeitungen und Zeitschriften ihre Internetseiten aus, der Umgang mit Content-Management-Systemen gehört in vielen Redaktionen fest zum journalistischen Arbeitsalltag.

Das Medienlabor in Bremen bietet seit einem halben Jahr arbeitslosen Journalisten eine Weiterbildung zum Online-Redakteur an. Dabei handelt es sich nicht um eine klassische Journalistenausbildung im Sinne eines Volontariats. Dafür genügt die Zeit nicht, die das Arbeitsamt gewährt. Aber während der Schulung im Medienlabor, die zukünftig drei Monate dauert (der erste Durchlauf durfte noch ein halbes Jahr lernen), werden Fertigkeiten vermittelt, auf die es in der Medienlandschaft von heute ankommt.

Die Teilnehmer lernen den Umgang mit Content-Management-Systemen, kurz: CMS. Das sind digitale Inhaltsverwaltungssysteme, die verschiedene Medien wie Text-, Bild-, Video- und Audiodateien miteinander verknüpfen. Außerdem üben die Teilnehmer den Umgang mit Videokamera und Fotoapparat, arbeiten mit Bildbearbeitungs- und Schnittprogrammen und lernen das ganz normale redaktionellen Arbeiten.

Ausgedacht hat sich das Maik Romberg, der schon mit seinem 2006 gegründeten Theaterlabor Schauspielern, Bühnenbildnern und anderen, die ohne Engagement sind, eine Möglichkeit bietet, sich weiterzuqualifizieren und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das Theaterlabor hat dabei in den vergangenen Jahren immer wieder auch überregional mit seinen Inszenierungen Aufsehen erregt, für die teils renommierte Regisseure wie Frank-Patrick Steckel gewonnen werden konnten. Gemeinsam mit dem Journalisten Alexander Schnackenburg hat Romberg die Erfahrungen aus dem Theaterlabor genutzt, um nun das Medienlabor zu konzipieren.

Im Medienlabor lehren drei Dozenten Grundlagen in CMS, Videoschnitt, Bildbearbeitung – und: „Natürlich arbeiten wir mit den Teilnehmern auch an ihren Bewerbungsunterlagen“, sagt Alexander Schnackenburg, der mit Maik Romberg das Projekt entwickelt hat.

Die fünf Teilnehmer, die nun den ersten Durchlauf im Medienlabor beenden, wirken recht zufrieden. „Natürlich gibt es immer noch mehr, was man lernen kann“, meint Kursteilnehmer Alexander Frank. Nicht zuletzt Rückmeldungen auf die eigene Arbeit zu bekommen, war für ihn eine wichtige Erfahrung. In Praktika habe er diese nicht bekommen. „Ein Volontariat ersetzt das aber nicht“, schränkt er ein.

Kristina Gottschlich, eine andere Teilnehmerin, hat das schon hinter sich, arbeitete danach frei und fühlt sich nach der Maßnahme auf jeden Fall besser für den Arbeitsmarkt gerüstet: „Ich hatte vorher noch nie Videoschnitt gemacht und kannte mich auch mit CMS nicht aus.“ Ihre Chancen schätzt sie dennoch nicht allzu rosig ein. „Selbst in der PR wird es immer schwieriger.“

Immerhin können die Teilnehmer nicht nur neue Kenntnisse vorweisen. Auf der Internetseite www.medienlab.com ist zu sehen, was während der vergangenen sechs Monate dort entstanden ist: „echte“ Geschichten, multimedial aufbereitet.

Am 22. August geht es dann mit neuen Teilnehmern weiter, bis zum 9. Dezember dauert die Maßnahme. Bewerbungsschluss ist eine Woche vor Beginn. Voraussetzungen für eine Bewerbung sind ein entsprechender Bildungsgutschein der Arbeitsagentur, eine Affinität zu den Neuen Medien und Berufserfahrung in einem Medienberuf oder ein einschlägiger Hochschulabschluss.

Derzeit arbeiten Romberg und Schnackenburg daran, die Maßnahme auch in Teilzeit anzubieten. Schnackenburg ist sich sicher: „Vor allem für Freiberufler könnte das interessant sein, sich mit Video und CMS auseinanderzusetzen. Heute muss man sich breiter aufstellen.“ Freiberufler müssen als arbeitsuchend gemeldet sein, um gegebenenfalls einen Bildungsgutschein zu erhalten. Romberg betont: „Der kann nämlich durchaus auch dazu ausgestellt werden, um einer bevorstehenden Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken.“

www.medienlab.com