Pirat Lauer spaltet sich ab

ABGANG Christopher Lauer war eines der bekanntesten Gesichter der Piraten – nun hat der bisherige Landeschef genug von seiner Partei. Innerparteilich schwächt das den linken Flügel weiter

BERLIN taz | Einer der bundesweit bekanntesten Piraten meutert: Der Berliner Landesvorsitzende Christopher Lauer ist ausgetreten. „Ich bin aus Partei raus, bleibe in der Fraktion“, twitterte er am Donnerstagnachmittag.

Lauer war von 2010 bis 2011 im Bundesvorstand der Piraten. Bei seinen Auftritten in Talkshows, im Parlament und auf Parteitagen demonstrierte Lauer immer wieder sein Redetalent sowie seinen schnellen und scharf urteilenden Verstand; er gefiel sich aber auch in der Rolle des Provokateurs. Mit seinen politischen Vorstellungen konnte er sich aber in der Partei zuletzt nicht mehr durchsetzen.

Lauers Austritt bedeutet eine Schwächung des linkeren Parteiflügels. Diese laut Selbstbezeichnung „progressiven“ Piraten stellen Themen wie ein bedingungsloses Grundeinkommen oder die Legalisierung von Drogen stärker in den Vordergrund sowie den Kampf gegen Neonazis, Rassismus und Sexismus.

Als Lauer im März zum Landesvorsitzenden gewählt wurde, hatte er einen klaren innerparteilichen Führungsanspruch der linken Berliner artikuliert: „Die schöne Stärke des Berliner Landesverbandes war ja in der Vergangenheit, dass wenn wir hier auf Landesebene was klargekriegt haben, dass das dann auf wundersame Weise später auch im Bundesprogramm der Partei stand. Da sollten wir wieder hin.“

Auf dem folgenden Bundesparteitag erlebte Lauer ein doppeltes Fiasko. Seine Bewerbung wurde nicht zugelassen, weil er das Formular falsch ausgefüllt hatte. Bei den Wahlen setzten sich dann ausschließlich Personen aus dem „sozialliberalen“ Flügel durch.

Nach dem Parteitag setzte Lauer sich dafür ein, dass sein Landesverband sich aus der Piratenpartei herauslöst: „Abspaltung? Ja“, schrieb Lauer. Auch damit konnte er sich aber nicht durchsetzen. Jetzt zieht er die Konsequenzen. SEBASTIAN HEISER