: Tepco will Staatshilfen, Japans Regierung Atomstrom
FUKUSHIMA Der japanische AKW-Betreiber hat kein Geld mehr. Einwohner der Sperrzone dürfen kurz nach Hause
TOKIO afp/rtr/taz | Zwei Monate nach dem Beginn der Atomkatastrophe in Fukushima ist Tepco, die Betreiberfirma der Reaktoren, finanziell am Ende. Das Unternehmen hat ein offizielles Gesuch um Staatshilfen eingereicht, weil ihm Banken kaum mehr Kredite gewähren.
Als „extrem schwierig“ bezeichnete Konzernchef Masataka Shimizu die Situation. Man brauche das Geld, um Entschädigungen an die Betroffenen der Katastophe nicht zu gefährden. Analysten bezifferten die Kosten hierfür auf bis zu 86 Milliarden Euro. Außerdem müsse man wegen des Ausfalls der AKWs mehr Erdöl für die Stromproduktion einkaufen, sagte Shimizu. Das führte in diesem Jahr umgerechnet zu 8,7 Milliarden Euro Mehrkosten. Die Regierung forderte Tepco auf, die Kosten nicht über höhere Strompreise zu finanzieren.
Grundsätzlich erklärte die Regierung bereits, man wolle Tepco helfen, die Frage sei nur noch, wie. Denkbar wäre eine direkte Kapitalbeteiligung des Staates, die Regierung forderte, auch Aktionäre und Gläubiger müssten sich beteiligen. Angeblich sollen auch andere Energiekonzerne Tepco helfen. Die Firma forderte aber, der Staat müsse die Hauptlast tragen: Eine zu schlechte Bonitätsnote für den Atomkonzern könne den gesamten Anleihenmarkt ins Chaos stürzen. Zugleich wollen acht Tepco-Vorstände vorerst auf ihr Gehalt verzichten, ebenso wie der japanische Ministerpräsident Naoto Kan. Auch die Regierung trage wegen ihrer Energiepolitik eine große Verantwortung an der Katastrophe, sagte Kan. Gleichzeitig verkündete er eine Revision der japanischen Energiepolitik. Ursprünglich plante das Land, bis zum Jahr 2050 seinen Atomstrom-Anteil von 30 Prozent auf die Hälfte auszuweiten, zudem waren 20 Prozent regenerative Quellen geplant. Die Pläne müssten nun grundsätzlich überarbeitet werden, sagte Kan. Von einem Verzicht auf Atomstrom sprach er nicht.
Unterdessen kehrten am Dienstag erstmals knapp hundert frühere Einwohner aus der Sperrzone um das havarierte AKW in ihre Häuser zurück. In Schutzkleidung und mit Strahlenmessgeräten und Funkgeräten ausgestattet durften sie für zwei Stunden ihre Häuser aufsuchen, um persönliche Dinge zu holen. IA