: Wahl oder Pflicht?
Die CDU plant eine neue gymnasiale Oberstufe, in der Mathematik, Englisch und Deutsch als Schwerpunktfächer gelehrt werden. GAL und SPD wollen das System freier Grund- und Leistungskurswahl aber beibehalten
Die Schulpolitik könnte für ein weiteres Wahlthema gut sein: GAL und SPD weisen in einem gemeinsamen Antrag darauf hin, dass sie die Abschaffung des Leistungskurssystems in der Oberstufe ablehnen. Der CDU-Senat plant eine „neue gymnasiale Oberstufe“, in der die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch als vierstündige Prüfungsfächer einen großen Raum einnehmen und die klassischen Leistungskurse verdrängen. Doch dieses Vorhaben wird erst zum Schuljahr 2008/2009 und damit nicht mehr in dieser Legislatur umgesetzt.
Gab es bisher nur die Pflicht, Mathematik, Deutsch und Englisch als Grundkurse zu belegen, müssen sie in der neuen gymnasialen Oberstufe als „Basiskompetenzfächer“ je vier Stunden pro Woche auf Leistungskursniveau gelehrt werden. Damit will man die Studierfähigkeit stärken. „Alle Beteiligten aus Hochschule und Wirtschaft sagen uns, dass es den Abiturienten an Grundkompetenzen in diesen Fächern mangelt“, begründet der Sprecher der Bildungsbehörde, Alexander Luckow, den Plan.
„Wir werden auch im Wahlkampf deutlich machen, dass wir für eine andere gymnasiale Oberstufe stehen“, sagte der SPD-Schulpolitiker Wilfried Bus. Das Modell benachteilige Schüler, die stark „naturwissenschaftlich oder sprachlich begabt sind“. Die GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch spricht bei den neuen Basiskompetenzfächern von einer „Schnapsidee“. Ginge es doch hier um Fähigkeiten, die bereits in der Mittelstufe gelernt werden müssten. Goetsch: „Während alle nach Pisa von individueller Förderung reden, will die CDU die Fächerwahl einschränken und alle in Reih und Glied zwingen.“
„Es gibt keine Belege dafür, dass auf diese Weise die Studierfähigkeit erhöht wird“, sagt auch der frühere Schulleiter und GAL-Deputierte Edgar Mebus. Er glaubt sogar, dass der Verzicht auf die Spezialisierung in Leistungskursen die Studienchancen verschlechtere. So könne man heute nicht Physik oder Musik studieren, „ohne diese Fächer als Leistungskurse gehabt zu haben“. Bislang konnten Schüler je zwei Leistungskurse unter allen Fächern frei wählen. So entschied sich beispielsweise Helena Spange vom Eimsbüttler Schuldreieck für Physik und Französisch. „Es ist schade, dass das künftig nicht mehr möglich ist“, bedauert die Schülerin.
Zwar gibt es neben Deutsch, Mathe und Englisch als viertes Prüfungsfach noch ein so genanntes „Profilfach“, das mit zwei oder drei Nebenfächern kombiniert wird. In jedem Jahrgang haben Schüler aber nur noch die Wahl zwischen zwei, drei oder vielleicht vier solcher Fächer und nicht mehr zwischen einem Dutzend Leistungskursen. Helena Spange: „Um eine Schule zu finden, die meine Fächer als Kombination anbietet, müsste ich bestimmt weit fahren.“
Alexander Luckow sieht die Gefahr einer mangelnden Spezialisierung nicht. Da sich jetzt für die Planung der Profile stets zwei oder drei Schulen zusammentäten, rechneten die Fachleute der Behörde sogar mit „deutlich mehr Musik- und Physikleistungskursen als bisher“. KAIJA KUTTER