: Das Berliner Antike-Kolleg ist eröffnet
Die Forderung nach Nachhaltigkeit bestimmt nicht nur das Feld der Ökonomie, sie erstreckt sich auch auf das scheinbar abgelegene Gebiet der Berliner Altertumswissenschaften. Dies der Grund, warum am Dienstag das Berliner Antike-Kolleg aus der Taufe gehoben wurde. Es schließt sich an das 2007 begründete Forschungsprojekt Topoi (griechisch für Orte) an, will dieses Projekt als Topoi 2 bis 2017 fortführen und damit die organisatorischen wie inhaltlichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass dann das Antike-Kolleg die Arbeit aufnehmen kann. Topoi 1 und 2 sind Exzellenzinitiativen, auf jeweils fünf Jahre begrenzt und mit 2 mal 25 Millionen Euro finanziert. Durch das Antiken-Kolleg wird die Forschungsarbeit auf Dauer gesichert.
Schon Topoi 1 zeichnete sich durch eine systematische Vernetzung unterschiedlicher Wissenschaftszweige aus. Zu den Disziplinen der klassischen Altertumswissenschaften traten die Geografie, die Medizin, die Technikwissenschaften usw. Das Unternehmen sollte die Beziehungen von Raum und Wissen erforschen. Das Forschungsterritorium wurde ebenso erweitert wie der -zeitraum. Der Vordere Orient, das Mittelmeer- und Schwarzmeergebiet sind im Fokus, der Blick der Forscher geht zurück bis zur Jungsteinzeit. Das Generalthema sind der Raum und seine Beziehung zum Wissen. An der Humboldt- und der Freien Universität ist je ein Graduiertenkolleg des Topoi angesiedelt. Verbunden damit sind die Topoi-Forschungszentren. Gegenwärtig arbeiten 80 in- und ausländische anleitende Forscher und 300 Wissenschaftler im Topoi-Rahmen.
Das Antiken-Kolleg hat sechs Väter: Die beiden Universitäten, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, das Deutsche Archäologische Institut und das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Diese sechs Institute sichern den Fortbestand des Kollegs, man will ferner wie bisher Drittmittel einsammeln, und auch der Senat von Berlin fühlt sich in der Pflicht. Das Kolleg begründet nach Meinung seiner Initiatoren für Berlin einen entscheidenden wissenschaftlichen Standortvorteil. Nicht nur hinsichtlich der Qualifikation der Forscher, sondern auch hinsichtlich der in Berlin existierenden Sammlungen, der Schätze, die etwa in der Akademie oder der Staatsbibliothek der Hebung harren.
Demgegenüber existierte in Frankreich keine Verbindung zwischen dem Louvre und dem zentralisierten Forschungsverbund CNRS. Und in Großbritannien lägen die Zentren der Altertumswissenschaften, Oxford und Cambridge, außerhalb Londons und des British Museum. Zudem sind dort die Forschungsetats drastisch zusammengestrichen. So dass man, bezogen auf Berlins Altertumswissenschaften, schon bald den Ruf ertönen hören wird: „Schaut auf diese Stadt!“ CHRISTIAN SEMLER
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