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Archiv-Artikel

Förstereien werden Profit-Center

Hoffnung auf schwarze Zahlen im Grünen: Schleswig-Holstein überführt Landeswälder in öffentlich-rechtliche Anstalt

Von EST

Kassenklingeln statt Vogelgezwitscher: Die Landeswälder in Schleswig-Holstein sollen wirtschaftlicher werden. Dafür gehen die 52.000 Hektar Landeswald Anfang 2008 in den Besitz einer neuen „Anstalt Schleswig- Holsteinische Landesforsten“ über, die sich um die Bewirtschaftung kümmert. Die Gemeinwohlaufgaben rund um Baum und Borke – von der Pflege der Spazierwege über Anpflanzungen bis zu Schulprojekten – werden dann aus dem Haushalt bezahlt. Bisher wird der Forst als Sondervermögen betrachtet und bringt jährlich zehn Millionen Euro Verlust. Daher hatte die Landesregierung auch überlegt, die Wälder zu verkaufen.

Agrar- und Forstminister Christian von Boetticher (CDU) sagte gestern, die vom Kabinett beschlossene Neuordnung sei die beste Lösung: Das Land behalte die Kontrolle, die Angestellten könnten leicht übernommen werden. Allerdings soll ihre Zahl um die Hälfte sinken, von zurzeit rund 300 auf unter 150. Entlassen werde niemand, versprach von Boetticher, stattdessen würden die Waldarbeiter umgeschult – etwa für den Justizvollzug. Schrumpfen wird auch die Zahl der Förstereien, deren Hauptaufgabe sein wird, aus dem Wald Gewinn zu schlagen: „Profitcenter heißt das neudeutsch“, so der Minister. Dank halbierter Personalkosten und ohne die Gemeinwohlaufgaben würden im Grünen bald schwarze Zahlen sprießen, hoffte er.

Auch Verkäufe sind möglich: „Kleine oder unwirtschaftliche Flächen“ könnte die Forstanstalt meistbietend abstoßen. Als „unwirtschaftlich“ könne auch ein Wald mit jungen Bäumen gelten, „der ja erst in einigen Jahrzehnten Gewinn bringt“. Allerdings müsse der Landtag bei größeren Verkäufen zustimmen.

„Wie die Axt im Walde“ führe der Minister sich auf, kritisierte die Grünen-Landesvorsitzende Marlies Fritzen. Verkäufe brächten nur kurzfristige Effekte. Sandra Redmann (SPD) lobte den Plan zwar als „Sieg der Vernunft“, erklärte aber: „Wir hätten uns mehr zu den Themen Flächenverkäufe, Sicherung der Gemeinwohlleistung und des Ausbildungsstandortes gewünscht und werden hier nicht ruhen.“ EST