: Missbrauchsopfer sollen mitbestimmen
SEXUELLE GEWALT Die Regierung richtet einen „Betroffenenrat“ beim Missbrauchsbeauftragten ein. Kinderministerin Manuela Schwesig (SPD) stellt Gesamtkonzept gegen sexuelle Gewalt vor
BERLIN taz | Opfer von sexuellem Missbrauch können sich erstmals kontinuierlich an der Arbeit der Bundesregierung gegen sexuelle Gewalt beteiligen. Am Montag stellte Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) gemeinsam mit dem Missbrauchsbeauftragten Johannes Wilhelm Rörig ein „Gesamtkonzept gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen“ vor. Darin wird unter anderem festgehalten, dass der von Rörig lange geforderte Betroffenenrat mit 15 Mitgliedern noch dieses Jahr konstituiert wird.
„Wir müssen aufhören, in Zuständigkeiten oder Professionen zu denken“, sagte Schwesig, die die bisherigen Aktivitäten und Pläne zu diesem Thema nun in einem Gesamtplan mit fünf Säulen bündelt. Diese umfassen die bereits beschlossenen Strafrechtsänderungen und Verbesserungen für die Opfer im Strafverfahren, die Weiterführung von Präventionskampagnen, Schutz in den digitalen Medien und Beratung und Hilfe für Betroffene. Besonders Letzteres hatte Rörig immer wieder angemahnt: Es gebe zu wenig Fachwissen und die Fachberatungsstellen seien unsicher finanziert. Der Bund wird nun eine nationale Koordinierungsstelle einrichten, die die Beratungen unterstützt. Um Kinder im Netz besser zu schützen, verpflichtet sich der Staat, Eltern und Kinder zu den Risiken zu informieren.
„Nach vielen Enttäuschungen seit Ende des Runden Tisches ‚Sexueller Kindesmissbrauch‘ können Betroffene jetzt endlich wieder Vertrauen schöpfen“, sagte der Missbrauchsbeauftragte Rörig. „Ich bin froh, dass die Große Koalition keinen Schlussstrich gezogen hat, sondern sich mit neuem Schwung für den besseren Schutz der Mädchen und Jungen einsetzt.“ Genaueres zum Konzept sollte am Montagabend auf einer gemeinsamen Pressekonferenz von Schwesig und Rörig vorgestellt werden.
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