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Archiv-Artikel

Ein fragiles Bündnis

ZUSAMMENARBEIT Zum ersten Mal seit 1991 beteiligen sich arabische Staaten an einem von den USA geführten Krieg. Ihre Unterstützung im Kampf gegen den IS ist aber vor allem politisch-symbolischer Natur

Opposition: Assad angreifen

■ Die gemäßigte syrische Opposition hat die USA und ihre Bündnispartner dafür kritisiert, ihre Luftangriffe auf Terrorgruppen wie den Islamischen Staat zu beschränken. Die Attacken müssten vielmehr auch die Truppen von Syriens Machthaber Baschar al-Assad treffen, die bislang unberührt blieben, forderten das größte Oppositionsbündnis, die Nationale Koalition (NK) mit Sitz in Istanbul, am Mittwoch in einer Erklärung. NK-Chef Nasr al-Hariri sagte, die internationale Gemeinschaft löse die Probleme des syrischen Bürgerkriegs mit ihrem Vorgehen nur teilweise. Jede Bemühung, die nicht darauf abziele, Assad zu stürzen, schüre Extremismus, erklärte al-Hariri. In einer früheren Erklärung hatte die NK die Luftangriffe begrüßt. (ap, taz)

VON BEATE SEEL

BERLIN taz | Nach Jordanien haben nun vier weitere arabische Staaten offiziell bekannt gegeben, dass sie sich an den US-Angriffen auf Syrien beteiligen haben beziehungsweise diese unterstützen: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Bahrain und Katar.

Saudi-Arabien schickte vier Kampfflugzeuge vom Typ F-14, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Bezug auf Sicherheitskreise am Persischen Golf berichtete. Die VAE – das einzige Land in der Region mit einer schlagkräftigen Luftwaffe – beteiligte sich mit vier Kampfflugzeugen, Bahrain mit zwei. Katar steuerte ein Flugzeug vom Typ Mirage bei, das aber keine Bomben abwarf oder sonst wie aktiv beteiligt war. Die Regierung in Doha sagte, sie spiele eine „unterstützende Rolle“. Damit liegt fast die ganze Last der Angriffe gegen den Islamischen Staat (IS) bei den USA; die Rolle der arabischen Staaten ist eher politisch-symbolischer Natur.

Allerdings ist es das erste Mal seit 1991, dass sich Staaten der Region an einem Krieg der USA beteiligen. Damals schweißte US-Präsident George Bush nach dem irakischen Einmarsch in Kuwait eine „Koalition der Willigen“ zusammen, an der sich 34 Staaten beteiligten, darunter zahlreiche arabische, von Saudi-Arabien bis Syrien. Es ist seither auch das erste Mal, dass die vier Staaten ihre Luftwaffe jenseits ihrer Landesgrenzen einsetzen.

Taufpate der militärischen Koalition ist – neben dem Druck der USA auf ihre Verbündeten am Golf – das Gefühl der Bedrohung durch den IS. Jordanien und Saudi-Arabien haben bereits ihre Truppen an der Grenze zu Syrien und zum Irak deutlich verstärkt. Die Herrscher in Riad stellten zudem per Gesetz Reisen in den Dschihad unter harte Strafe. Schätzungen zufolge sind etwa 2.500 Saudis nach Syrien in den Kampf gezogen. Aus Jordanien sollen 2.000 ausgereist sein, die Hauptstadt Amman ist zugleich ein Dreh- und Angelpunkt für Kontakte zwischen syrischen Rebellen und Vertreter westlicher Geheimdienste.

Vertreter der USA begrüßen die Militärkoalition auch als ein Signal für die Überwindung von Spannungen zwischen den beteiligten Staaten. In der Tat haben Saudi-Arabien und Kuwait ihren Streit angesichts der Bedrohung durch den IS zunächst zurückgestellt: Dabei geht es nicht um die Haltung gegenüber dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, dessen Sturz beide Regierungen fordern, sondern um die Haltung zu den Muslimbrüdern. Diese werden von Katar unterstützt. Die saudische Regierung sieht sie als Konkurrenz gegen das eigene, aus der wahabbitischen Koranauslegung abgeleitete Herrschaftssystem an und hat die Organisation daher verboten. Außerdem haben die Golfstaaten in Syrien zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Gruppen unterstützt.

Daher sollte die Stabilität dieses Bündnisses nicht überschätzt werden, zumal US-Präsident Barack Obama davon gesprochen hat, dass der Krieg gegen den IS „Jahre“ dauern werde. Hinzu kommt, dass in den Bevölkerungen dieser Länder US-geführte Kriege ausgesprochen unpopulär sind. Der Aufstieg des IS und die heutige Lage im Irak wird als Spätfolge des Krieges von 2003 wahrgenommen. Den begann US-Präsident George W. Bush damals mit dem erfundenen Argument, Saddam Hussein besitze Massenvernichtungswaffen. In einer Region, in der Verschwörungstheorien blühen, wird der Krieg des syrischen Regimes gegen die Rebellen, aber zum Teil auch der Kampf gegen den IS mancherorts zudem als eine internationale Verschwörung gegen „die Sunniten“ wahrgenommen.

Umfragen aus Saudi-Arabien zufolge glauben viele Bewohner, die Ideologie des IS stimme mit den Lehren des Koran überein. In Kuwait, das nicht Teil der US-Militärkoalition ist, überwiegt hingegen die Ablehnung des IS. Insofern müssen die Herrscher in den vier am Krieg beteiligten autoritären Regierungen berücksichtigen, dass sie mit ihrer Politik innere Proteste schüren können.