Die Asphaltierung Norddeutschlands

Noch mehr Autobahnen, drei weitere Querungen der ausgebaggerten Elbe und die Brücke über den Fehmarnbelt: Neues Positionspapier von 14 Industrie- und Handelskammern fordert zügigen Ausbau der Verkehrsverbindungen

Norddeutschland müsse zur „Logistikdrehscheibe“ werden, findet Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Hamburger Handelskammer. Und dafür müssten „die Hinterlandverbindungen der Häfen vorrangig ausgebaut werden“, sagt Bernd Rohwer, Chef der Lübecker Industrie- und Handelskammer (IHK). Wie das konkret aussehen soll, beschreibt eine gemeinsames „Positionspapier“ der in der IHK Nord zusammengeschlossenen 14 Kammern aus den fünf Küstenländern, das gestern Abend auf einer Tagung in Lübeck verabschiedet wurde. Es listet die „prioritären Infrastrukturprojekte“ auf, für deren Realisierung der Bund schleunigst sorgen müsse.

Autobahn A 1: Durchgängiger Ausbau auf sechs Spuren vom Buchholzer Dreieck bis zum Bremer Kreuz. Es sei „unmöglich“, dass die beiden wichtigsten deutschen Häfen nur über eine vierspurige Autobahn „mit fast ständigen Staus“ verbunden seien, findet die IHK.

Autobahn A 1/Fehmarnbelt: Ausbau der Strecke von Hamburg via Lübeck nach Oldenburg (Holstein) bis Puttgarden auf der Insel Fehmarn mit anschließender privat finanzierter Brücke über den Fehmarnbelt nach Dänemark.

Autobahn A 7: Durchgängiger Ausbau auf „mindestens“ sechs Spuren von Hamburg noch Norden bis zum Bordesholmer Dreieck und nach Süden Richtung Hannover.

Autobahn A 20: Zügige Realisierung der Trasse nordwestlich um Hamburg herum von Lübeck mit einem privat finanzierten Elbtunnel bei Glückstadt sowie der Weiterbau durch das nordwestliche Niedersachsen von Stade bis zur A 28 bei Westerstede mit einem Wesertunnel bei Brake.

Autobahn A 21: Aus- und Neubau der B 404 als A 21 von Kiel nach Bargteheide an der A 1 sowie die Verlängerung zur A 7 südlich des Maschener Kreuzes. Diese Trasse würde die A 24 Hamburg–Berlin, die A 25 Hamburg–Geesthacht und die A 250 Hamburg–Lüneburg schneiden und eine Elbbrücke erfordern.

Autobahn A 26: Zügiger Bau der geplanten Trasse Hamburg–Stade bis zur A 20.

Autobahn A 39: Zügiger Bau der geplanten Trasse von Lüneburg über Uelzen und Wolfsburg zur A 2 bei Braunschweig.

Autobahn A 241/A 14: Aus- und Neubau der Strecke von Wismar über Schwerin bis Magdeburg mit Kreuzung der A 24 Hamburg–Berlin sowie einer Brücke über die Elbe westlich von Wittenberge.

Schienenstrecken: Zügige Realisierung der Y-Trasse von Hannover nach Bremen und Hamburg durch die westliche Lüneburger Heide sowie Ausbau und Elektrifizierung der Strecke Hamburg–Lübeck.

Wasserstraßen: Ausbaggerung von Unterelbe und Außenweser, Vertiefung beider Flüsse für größere Binnenschiffe bis zum Mittellandkanal (Weser) und nach Prag (Elbe) sowie teilweiser Ausbau des Nord-Ostsee- und des Elbe-Lübeck-Kanals.

Der zügige Warentransport durch den Norden habe eine „zentrale Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Welthandel“, formuliert das Positionspapier der IHK Nord. Deshalb müsse die Bundesregierung dem Ausbau von Verkehrswegen „hohe Priorität“ einräumen. Und das alles auch finanzieren. SVEN-MICHAEL VEIT