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Archiv-Artikel

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Gerhard Sommer, ein vor zwei Jahren in Italien rechtskräftig verurteilter SS-Mann, wohnt weiterhin in einem Hamburger Altenheim – zum Ärger einiger seiner Nachbarn. In ihrem Artikel „Ein Fall von Ruhestörung“ (taz.mag vom 14. April) schildert Friederike Gräff die Reaktionen in Sommers Wohnumfeld. Wie die Schuld einen Menschen dazu veranlasst, sich zu verstecken, lässt sich leicht verstehen. Anders ist es im umgekehrten Fall, wenn auch die Opfer sich nicht vom einmal erlernten Leben im Versteck lösen können. Eine Leserin schrieb der mag-Redaktion von einem solchen Schicksal: Eine in der NS-Zeit als Jüdin Verfolgte sei nach wie vor untergetaucht. „Offenheit würde sie verwundbar machen. Der Fall des Nazi-Nachbarn ist für sie der täglich imaginierte Super-GAU“.