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Archiv-Artikel

DIE FESTNAHME IN PAKISTAN SCHWÄCHT DIE TALIBAN NICHT Ein Bauernopfer für die USA

Die jüngste Verhaftung eines hochrangigen Talibanführers in Pakistan war absehbar. Seit Wochen haben die USA den Druck auf den Alliierten erhöht, damit Pakistan endlich etwas gegen die Taliban unternimmt, die von dort aus nach Afghanistan eingeschleust werden. Und als die Dementis aus Islamabad immer schriller wurden, wusste man, dass sie im klassischen Befehl des Polizeichefs von Casablanca im gleichnamigen Bogart-Film enden würden: „Verhaftet die üblichen Verdächtigen!“

Das elaborierte diplomatische Schattenboxen, das sich die USA und Pakistan liefern, folgt einem festen Drehbuch: Besucher aus Washington landen in Islamabad und versichern den dortigen Präsidenten der Wertschätzung seines US-Pendants. Gleichzeitig gelangen zuhause anonyme Regierungsberichte in die Medien, die vom schwindenden Vertrauen der USA in Musharraf sprechen. Das Gesicht des Alliierten bleibt somit gewahrt – und die Botschaft aus Washington kommt dennoch an.

Der Grund für dieses Spiel ist nicht schwer zu benennen: Die USA sind zutiefst frustriert über das pakistanische Regime, und dennoch ist es das bestmögliche. Sie müssen Musharraf stützen, denn die Alternative wäre eine Allianz von Islamisten und Militärs, die das Land in einen Frontstaat verwandeln würde. Musharraf kommt dieses abgekartete Spiel gerade recht. Die Unterstützung der USA stärkt ihm gegenüber seinen Generälen den Rücken, gleichzeitig sichert er sich im amerikafeindlichen Publikum einen Rest an Achtung, wenn er die Amis immer wieder mal ins Leere laufen lässt. Wenn deren Frustration dann den Siedepunkt erreicht, werden eben ein paar Taliban verhaftet.

Auf die Dauer ist dies allerdings keine Lösung, und der immer höhere Rang der Taliban, die aus dem Verkehr genommen werden, zeigt an, dass sich das Spiel einmal totlaufen muss. Umso mehr, als der Leidtragende Afghanistan ist – und damit die Nato-Truppen, die das Land militärisch sichern. Die lachenden Dritten dagegen sind die Taliban. Bei der Todesbereitschaft eines echten Gotteskriegers lässt sich ein gelegentliches Bauernopfer verschmerzen. BERNARD IMHASLY