: Mit Gott und dem Grundgesetz
Der Koranbezug in der Geschäftsordnung des neuen muslimischen Dachverbands birgt Konfliktstoff
BERLIN taz ■ Der neu gegründete Koordinierungsrat der Muslime (KRM) stützt sich in seiner Geschäftsordnung ausdrücklich auf die beiden Hauptquellen des Islam. „Koran und Sunna“, heißt es in der gestern veröffentlichten Satzung, „bilden die Grundlagen des Koordinationsrats. Dieser Grundsatz darf auch durch Änderungen dieser Geschäftsordnung nicht aufgegeben oder verändert werden.“
Daneben bekennt sich der Rat zur „freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland“. Ziel des Rats sei, „für die Anerkennung des Islams in Deutschland im Rahmen von Staatsverträgen“ zu arbeiten und eine „unabhängige Religionsgemeinschaft zu gründen“. Der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) wird ein Vetorecht für alle Entscheidungen zugebilligt.
Die Grundlagen und Ziele der Geschäftsordnung dürften für neue Konflikte insbesondere mit säkularen Vertretern auf muslimischer Seite sorgen. Der Rat, bestehend aus den vier größten muslimischen Organisationen in Deutschland, versteht sich als zentraler muslimischer Ansprechpartner des Staates. Dieser Anspruch bereitet Kritikern Sorgen.
Ezhar Cezairli, die zur Konferenz als nichtorganisierte Vertreterin eingeladen war, kritisierte gestern das Selbstverständnis des Koordinierungsrats: „Es geht nicht um die Integration des Islam“, sagte sie, „es geht um die Integration von Menschen.“ Der Dachverband könne daher „nicht beanspruchen, für alle Muslime zu sprechen – das ist nicht akzeptabel“.
Die Absicht des Rats wiederum, als Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden, stößt insbesondere auf politischer Seite auf Kritik. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) erteilte dem Rat gestern diesbezüglich eine klare Absage. Der Dachverband sei ein „interessanter Verband, aber deswegen noch keine Religionsgemeinschaft“.
Gründungsmitglieder des neuen Koordinierungsrats sind die vier größten islamischen Dachverbände: die Ditib, der Islamrat, der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) und der Zentralrat der Muslime (ZMD). Sprecher ist Ayyub Axel Köhler, der zugleich Vorsitzender des Zentralrats der Muslime ist. VEIT MEDICK