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Archiv-Artikel

Der Wettermacher

Von GÖR

Fünf Jahre lang dauerte damals sein Aufenthalt in Hamburg. Peter Knäbel, 48, trug zwischen 1988 und 1993 auf dem Spielfeld Braun-Weiß. Er war zur erfolgreichsten Zeit des FC St. Pauli einer der Besten im Kreise der Kiezkicker.

Nun, mehr als 21 Jahre nach seinem Weggang aus Hamburg, ist der gebürtige Westfale zurück in seiner „Lieblingsstadt“. Er gilt als Hoffnungsträger – beim HSV. Der krisengeplagte Nobelklub hat hohe Erwartungen an ihn. Als „Direktor Profifußball“ soll der frühere Spielmacher ein Team formen, das diesen Namen auch verdient. Seit langer Zeit wirkt die Mannschaft des HSV mehr als eine Ansammlung von Spielern, von denen viele ihr Augenmerk zu stark auf das eigene Interesse legen.

Knäbel gelang ein traumhafter Einstand. Er nahm am Samstag beim Spiel des HSV in Dortmund auf der Bank Platz – und mit dem neuen Mann in den Reihen feierten die Hamburger durch ein Tor von Pierre-Michel Lasogga ein 1:0. Es war der erste Auswärtssieg seit knapp einem Jahr.

Schon Tage zuvor hatte Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer den neuen Mann als „den Baustein, der noch fehlte“ bezeichnet. Seinen guten Ruf in der Branche hat sich Knäbel in der Schweiz erworben. Von 2003 bis 2009 war er beim FC Basel tätig, die eine Hälfte der Zeit als Technischer Direktor, die andere als Nachwuchschef. Der zweifache Familienvater stieg von dort zum Technischen Direktor der Schweizer Nationalmannschaft auf. Für Knäbel, der den HSV eine Ablösesumme von 100.000 Euro kostete, ging es beruflich stets aufwärts.

Unfreiwillig abwärts ging es dagegen 2005 auf einer Bergtour mit Basels U 21. Knäbel stürzte sieben Meter tief. Neun Rippen waren gebrochen, die Milz gerissen. Eine Not-Operation im Rettungshelikopter wurde nötig.

So dramatisch wird es bei seiner neuen Herausforderung HSV nicht werden. Auf Knäbel kommt aber einiges an Arbeit zu. Darüber ist er sich im Klaren: „Den HSV habe ich zuletzt als Außenseiter mit Insiderwissen als ein Puzzle aus 1.000 Teilen wahrgenommen, das gefallen und zersprungen ist. Um die einzelnen Teile wieder zusammenzusetzen, braucht es viele Gespräche und Solidarität unter den Entscheidungsträgern.“ Ziel sei, dass das Potenzial im Kader bestmöglich abgerufen werde.

Seine Arbeit stellte er unter das Motto: das Hoch im Norden. Er räumte ein, dass dies angesichts des derzeitigen vorletzten Tabellenplatzes seltsam klinge. Doch es gelte wieder dorthin zu kommen, dass der HSV der Klub sei, der Spitzenfußball im Norden repräsentiere. Dafür müssten nach Bremen auch Hannover und die finanzkräftigen Wolfsburger überholt werden.  GÖR