: „Hanselife“ heißt die neue Hafa
Das Oberlandesgericht hat die Klage des Messe-Veranstalters Heckmann abgewiesen – die staatliche Bremer Messe-Gesellschaft darf die „Hafa“ absetzen und selbst eine Verbraucher-Messe organisieren
Von Klaus Wolschner
Nun ist es amtlich: Die Ausstellungsfirma Heckmann hat kein Recht darauf, im September wieder mit der Hafa Kunden ins Bremer Messezentrum zu locken – die staatliche Bremer Messe-GmbH will den Termin und das Thema mit einer eigenen Verbraucher-Ausstellung unter dem Namen „Hanselife“ besetzen. Carola Schwennsen, die Heckmann-Chefin, ist „enttäuscht, dass man unsere Argumente so vom Tisch wischt“, und will in die Revision vors Bundesverwaltungsgericht gehen. Zusätzlich will sie eine Schadensersatzklage betreiben.
Denn Heckmann hatte schon mit der Akquisition und Planung der Hafa für 2007 angefangen, als die Firma im November durch eine Pressekonferenz des Bremer Messe-Chefs Peter Schneider erfuhr, dass es die Hafa nicht mehr geben soll. „Seit 37 Jahren sind wir Geschäftspartner“, empört sich Schwennsen über den Umgang, „so macht man das einfach nicht.“ Man müsse sich schließlich auf den Wegfall des Geschäftes einstellen können. Immerhin sind fünf MitarbeiterInnen in der Bremer Projektabteilung von Heckmann im Internet verzeichnet – Leiterin des Bremer Büros und „Abteilungsleiterin Hafa Bremen“ ist übrigens Elvira Kleyboldt, die Ehefrau des Stadthallen-Chefs Claus Kleyboldt. Der sei aber in der HVG-Geschäftsführung für Sport und Entertainment zuständig, heißt es, Interessenkollisionen mit privaten Bindungen seien damit vermieden. Da die Firma Heckmann nun um einen Frühjahrs-Termin für „ihre“ Hafa verhandelt, könnte das Bremer Büro der Firma auch weiterhin eine Existenzberechtigung haben. Heckmann ist eine Tochter der „Deutschen Messe AG“ mit Sitz in Hannover.
Begründung für die Aufkündigung der Zusammenarbeit mit der Hafa ist die Tatsache, dass die Besucherzahlen seit Jahren rückläufig waren. Immerhin hat Heckmann jedes Jahr 650.000 Euro Miete an die Bremer HVG überwiesen, kontert Schwennsen, der Markt sei insgesamt in der Bundesrepublik eben rückläufig. Dass die Messe-GmbH als staatlicher Vermieter der Hallen antritt, um eine erfolgreichere Messe zu organisieren als die Firma Heckmann, das sei schon „sehr mutig“.
Tatsächlich ist der Mut begrenzt – wenn die Hanselife im ersten Jahr weniger als 650.000 Euro einspielt, wird man das als Anlaufschwierigkeit erklären, und wenn es dauerhaft Verluste gibt, haftet die Staatskasse. Ordnungspolitische Bedenken gibt es im Hause des Wirtschaftssenators Jörg Kastendiek (CDU) derweil nicht – dort verweist man darauf, dass auch Heckmann eine Tochter der staatlichen Deutschen Messe AG sei.
Messe-Geschäftsführer Peter Schneider hat eine Menge Ideen, wie er eine Verkaufsausstellung erfolgreicher machen kann als Heckmann. Jüngere Leute will er ansprechen, mit moderneren Themen, etwa zu „slow food“. Aber auch der Martinshof soll präsent sein, so weit soll die Spannweite von HanseLife werden. Die Hafa ist von 100.000 auf zuletzt knapp 70.000 Besucher zurückgefallen, wo genau liegt die Erfolgsmarke für Hanselife? Da will sich Schneider nicht festlegen. Erfolgreich sei das neue Projekt, wenn BesucherInnen merken, dass es „erkennbar etwas anderes“ ist als die alte Tante Hafa, sagte er der taz. Gestern war er in Genua, um sich dort das Projekt „slow fish“ anzusehen.