: Nicht so gern gelittener Hofnarr
Der italienische Komiker und Satiriker Beppe Grillo ist eine umstrittene Person. Aus dem öffentlichen Fernsehen durch die direkte Intervention verschiedenster Politiker, nicht zuletzt Silvio Berlusconis, verbannt, finden seine anklagenden Stücke über Korruption, Machtmissbrauch und pervertierte Demokratie ihr Publikum über das Internet. Sein Blog ist eines der erfolgreichsten der Welt! Häufig kritisiert werden sein Lebensstil (schnelle Autos, viel Geld, er selber wegen eines Autounfalls mit drei Toten vorbestraft), der keineswegs dem hohen moralischen Standard genügt, den er bei Politikern anlegt. Das mag stimmen, geht aber am Kern vorbei. Grillo behauptet nicht, die Bevölkerung zu repräsentieren oder gar zu führen – er gibt ihr eine Stimme von vielen möglichen. Die Diskussion erinnert ein wenig an die Vorwürfe gegen den amerikanischen Comedian und Moderator Jon Stewart, dem immer wieder vorgeworfen wird, seine Comedyshow sei kein objektiver Journalismus. Natürlich nicht: Das ist die Freiheit des Narren, vom König Dinge zu verlangen, die er selber nicht tun würde, und damit auch noch Geld zu verdienen. Dass er bisweilen die letzte Kontrollinstanz auch der Demokratie ist, ist besorgniserregend, aber ganz sicher nicht seine Schuld.
■ Beppe Grillo (in italienischer Sprache): 30. Mai, 20 Uhr, Urania. 26 €