DIE IRAK-KONFERENZ IN ÄGYPTEN HATTE KEINE CHANCE AUF EIN ERGEBNIS: Der lahme Dreier
Der größte diplomatische Schub seit dem Irakkrieg vor vier Jahren sollte sie werden, die internationale Irak-Konferenz im ägyptischen Badeort Scharm al-Scheich. Doch irgendwie hing über der ganzen Veranstaltung eine gedämpfte Atmosphäre.
Das Augenmerk war auf die direkten Kontakte zwischen US-Außenministerin Condoleezza Rice und ihre syrischen und iranischen Amtskollegen gerichtet. Zumindest mit einer halbstündigen Zusammenkunft mit dem Syrer ist ein Anfang gemacht. Die Kontaktaufnahme zwischen dem großen Satan USA und dem bösen Schurken Iran ist dagegen gründlich schief gegangen. Symbolisch war da der gedeckte amerikanisch-iranische Dinnertisch und der leere iranische Stuhl. Der Iraner hatte vor einer Violinespielerin mit freizügigem rotem Kleid die Flucht angetreten. Oder war es vielleicht doch eher die US-Außenministerin, vor der er das Weite suchte?
Der amerikanische Appell, bei der Stabilisierung des Irak säßen schließlich alle in einem Boot, war irgendwo auf den Gängen des Konferenzzentrums verhallt. Zu unterschiedlich sind die Interessen von Ländern wie den USA, Iran und Syrien. Der Schlüssel für eine Stabilisierung des Irak liegt dabei nicht in amerikanischen Belehrungen für den Iran und Syrien, wie sie sich im Irak zu verhalten haben. Kern des Problems bleiben die schlechten Beziehungen zwischen Washington auf der einen und Teheran und Damaskus auf der anderen Seite, sei es im iranischen Atomstreit oder in der Frage der syrischen Libanonpolitik.
Solange der Iran und Syrien fürchten, als Nächste auf der US-Abschussliste zu stehen, so lange werden diese Länder ihren Einfluss im Irak nutzen, um dort für die Amerikaner ein Beschäftigungsprogramm zu organisieren. Da wird es auch nicht helfen, wenn die Amerikaner neuerdings im klassischen „teilen und herrschen“ den weniger bösen Schurken Syrien für seine Kooperation loben, während die US-Militärs am Tag der Konferenz, so will es der Zufall, in Bagdad einen Haufen aus dem Iran geschmuggelter Waffen entdecken.
KARIM EL-GAWHARY
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