: Besser quer statt zurück
MOBILITÄT Der Verkehrsentwicklungsplan sieht eine Verbesserung des ÖPNV auch durch neue Querverbindungen vor. Die erste soll zwischen Vahr und östlicher Vorstadt verlaufen
Mit der neuen „Straßenbahn-Querverbindung Ost“ beginnt die Umsetzung des im Juli endgültig beschlossenen bremischen Maßnahmekatalogs für den Verkehrsentwicklungsplan 2025, der auch die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) vorsieht. Die technischen Vorplanungen für die Strecke, durch die Osterholz und Vahr direkt mit der Innenstadt und der Östlichen Vorstadt verbunden werden sollen, sind weitestgehend abgeschlossen und wurden am Dienstag der Öffentlichkeit präsentiert.
Mit einer Straßenbahn-Haltestelle an der Steubenstraße soll eine direkte Verbindung zwischen den Haltestellen Benningsenstraße und Julius-Brecht-Allee entstehen. Noch muss man von der Benningsenstraße bis zur Haltestelle Stresemannstraße zu Fuß gehen, um von dort mit dem Bus weiterzufahren – keine Option für Menschen, die gebrechlich sind. Die Alternative ist zeitraubend, denn die bedeutet, erst mit der Tram bis zur Rembertistraße und von dort aus mit dem Bus auf der Parallelstraße wieder zurückzufahren. Das dauert eine halbe Stunde – kein Wunder, dass viele Menschen stattdessen ins Auto steigen, um die nicht einmal anderthalb Kilometer zurückzulegen.
Das soll sich ändern, aber das dauert freilich noch, denn vor Mitte 2016 wird nicht mit dem Bau begonnen. Vorher muss es ein formales Verfahren zur Baurechtschaffung geben sowie den notwendigen Planfeststellungsbeschluss. In ungefähr fünf Jahren könnte dann die erste Bahn auf der neuen Verbindung fahren.
„Wir befürworten die Querverbindung“, betont Ralf Andreas Bohr, grünes Mitglied des Beirates Hemelingen. „Allerdings sind wir nicht damit einverstanden, dass sie auf Kosten des ÖPNV in Hemelingen geht.“ Nach Inbetriebnahme nämlich würde nur noch die Linie 10 bis zur Endhaltestelle Sebaldsbrück fahren statt wie bisher zusätzlich noch die Linie 2: „Um das zu kompensieren, will man dann Buslinien bis zum Weserwehr verlängern und dort kann man dann in die Tram umsteigen – das ist eine Verschlechterung.“
BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer widerspricht: „Der Verkehr und die Querachsen im östlichen Teil der Stadt sollen verbessert werden – es liegt doch in unserem Interesse, dass die Menschen auf den ÖPNV umsteigen.“ Wie sich das dann konkret auswirke, werde „gemeinsam mit den Bürgern und Bürgerinnen erarbeitet.“
Die neue Strecke wird rund 31,5 Millionen Euro kosten, die Straße muss für die Schienen verbreitert, über hundert Bäume gefällt werden: „Da frage ich mich schon, ob eine Buslinie nicht ausreichen würde“, sagt Bohr. Laut Meyer würden Busse den Bedarf aber nicht decken, „wir rechnen immerhin mit mindestens 1.400 Personenfahrten täglich“. Darüber hinaus würde eine Straßenbahn als bequemer und attraktiver wahrgenommen als ein Bus – eine Logik, die Bohr ärgert: „Aber viele Hemelinger müssen dann statt der Bahn den unattraktiven Bus nehmen!“
Auch bei den Gewerbetreibenden entlang der geplanten Querung stößt das Projekt auf Ablehnung; sie fürchten Umsatzeinbußen durch die lange Bauzeit. „Wir haben deswegen einzelne Abschnitte geplant, die in kurzen Abständen gebaut werden sollen“, sagt Jens Tittmann, Sprecher des Bausenators. Gleichwohl werden kommenden Montag die betroffenen Gewerbebetriebe gesondert über die Pläne der neuen Verbindung informiert – und angehört. SCHN