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Archiv-Artikel

„Helen of Hope“ hat ein Herz für Arme

Helen Zille ist der Liebling ihrer Partei. Die Großnichte des Berliner Milieuzeichners Heinrich Zille ist gestern in das Spitzenamt der Demokratischen Allianz (DA), Südafrikas größter Oppositionspartei, gewählt worden. Die zierliche, energische Politikerin erhielt 786 von 1.085 Delegiertenstimmen. Damit ließ sie beide Gegenkandidaten weit hinter sich. Die 56-jährige Bürgermeisterin von Kapstadt wird nicht nur wie bisher die Politik am Kap bestimmen, sondern auch die Nachfolge von Tony Leon antreten, der auf dem DA-Kongress nach 13 Jahren das Amt des Parteiführers abgegeben hat. Zille, die mit einem Akademiker verheiratet und zweifache Mutter ist, will der DA ein neues Profil verleihen, damit sich die Menschen aller Hautfarben in Südafrika stärker mit der Parteipolitik identifizieren können.

Mit ihrer Wahl zur Bürgermeisterin ist Kapstadt die einzige größere Stadt in Südafrika, die von der Opposition und nicht vom Afrikanischen Nationalkongress (ANC) regiert wird. Und Zille holte sich gleich mit ihrer direkten, offenen Art und der Kritik am Neubau des Greenpoint Stadium für das Halbfinale der Fußballweltmeisterschaft 2010 in „ihrer“ Stadt den Ärger der Landesregierung ein. Denn sie fragte, wo das Geld für ein solches Projekt herkommen solle, das besser für Häuser für die Armen verwendet werden könnte. Das Stadion wird nun gebaut, aber Zille erhielt die Zusage vom Land, den größten Batzen der 420 Millionen Dollar zahlen.

Zille will die Erziehung verbessern, wirtschaftliches Wachstum ankurbeln und die Korruption bekämpfen. Sie meint es ernst, sagen ihre Unterstützer, die ihr den Spitznamen „Helen of Hope“.

Zille arbeitete während der Apartheid als Journalistin bei der provokativen Zeitung Rand Daily Mail und machte sich 1977 durch die Aufdeckung der Umstände des Foltertods des schwarzen Aktivisten Steve Biko einen Namen.

Zille spricht neben Afrikaans und Englisch auch fließend Xhosa. Es gilt als ihre Leidenschaft, die sozialen Ungleichheiten am Kap zu verbessern. Dabei unterschätzt sie den Vorwurf, ihre Partei sei trotz Tony Leons Bemühungen um schwarze Stimmen zu weiß: Die DA besitzt ganze 12 Prozent der Sitze in der Nationalversammlung; der ANC 73 Prozent.

Aber Zille ist charismatischer und zielstrebiger als ihr Vorgänger und will sicherstellen, dass die kulturelle Vielfalt in Südafrika nicht eine Schwäche, sondern eher Stärke für die Regierung ist. Sie glaubt, der ANC habe keine Ideen außer dem Rassenthema mehr. Sie muss sich nun an dem ehrgeizigen Ziel messen lassen, dass die DA unter ihrer Führung die bessere Alternative wird.

MARTINA SCHWIKOWSKI