: Arbeitgeber proben den Aufstand
Der Nordverbund der Metallarbeitgeber lehnte gestern das Tarifergebnis aus Baden-Württemberg ab. Knackpunkt sind die Ausbildungsvergütungen. Dennoch wurde noch für die vergangene Nacht mit einer Einigung gerechnet
Die Tarifrunde für die 155.000 Beschäftigten der Metallindustrie an der Küste hat gestern in Hamburg-Bergedorf überraschend turbulent begonnen: Die Arbeitgeber des Nordverbunds lehnten es ab, das Tarifergebnis aus Baden-Württemberg zu übernehmen. Die Einmalzahlungen von 400 Euro seien ihnen zu hoch.
Die Tarifparteien in der Region Osnabrück-Emsland dagegen wollen den „Pilotabschluss“ aus Südwest übernehmen. „Die ersten Reaktionen zeigen, dass die Belegschaften mit dem Ergebnis sehr zufrieden sind“, sagt der Bevollmächtigte der IG Metall Osnabrück, Hartmut Riemann. Somit erhalten die rund 17 000 Beschäftigten im April und Mai eine Einmalzahlung in Höhe von 400 Euro und von Juni an 4,1 Prozent mehr Entgelt. Über eine Übernahme des Pilot-Abschlusses entscheidet auch heute der IG Metall Bezirk Niedersachsen.
Knackpunkt der Verhandlungen an der Küste sind die von den Gewerkschaften geforderte überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen und das Thema Leiharbeit. Als die Arbeitgeber diese Forderungen ablehnten, kam es in mehreren Betrieben zu spontanen Aktionen. „Die Arbeitgeber haben wirklich gemerkt, dass es Ärger gibt“, so ein Gewerkschaftler.
Ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft sei im ersten Ausbildungsjahr genauso teuer wie im vierten, begründet Stephanie Gayko, Verhandlungsführerin der IG Metall-Jugend und Jugendvertreterin auf der Kieler HDW-Werft die Forderung, die ersten beiden Lehrjahre auf das bundesdeutsche Niveau anzuheben. In den Verhandlungen deutet sich nun an, dass aus der „überproportionalen Anhebung“ nun eine „strukturelle Steigerung“ wird – die Arbeitgeber wollen so ihr Gesicht wahren, finanziell geht es nur um Kleinigkeiten.
Die IG Metall-Betriebsräte beklagen zudem, dass trotz praller Auftragsbücher fast nur noch Leiharbeiter eingestellt würden: So wie beim Gabelstapler- Hersteller Still, auf den Werften oder beim Flugzeugbauer Airbus. Für die Leiharbeiter gebe es jedoch kaum tarifliche Regelungen. IG Metall-Vize-Chef Berthold Huber sagte in Hamburg, es könne nicht angehen, dass zwei Kollegen, die ein Auto zusammen werkeln, auf Dauer unterschiedlich behandelt würden. „Wer die linke Tür anmontiert, bekommt nur die Hälfte des Gehalts, was der Kollege rechts bekommt, weil er Leiharbeitnehmer ist – das ist doch absurd.“ Für die Nacht wurde eine Einigung erwartet. KVA