: Afrika macht sich frei
Die Entkolonisierung Schwarzafrikas begann vor 50 Jahren in Ghana. Und mit ihr der Traum von einem freien, geeinten Kontinent. Doch heute ist Afrika gespaltener denn je. Die Utopie der Einheit ist tot. Warum genau darin jetzt die Chance liegt
VON DOMINIC JOHNSON
Als die Feiern zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit in Ghana am Dienstag ihrem Höhepunkt zustrebten, war Daniel Frimpong nicht festlich zumute. Der 62-jährige ghanaische Geschäftsmann, wohnhaft in Nigerias Hauptstadt Abuja, war soeben am ostghanaischen Grenzübergang Aflao abgesetzt worden, ohne Papiere, Geld und Besitz. Nigerias Behörden hatten ihn deportiert, als angeblich illegalen Einwanderer. Es war ein klarer Fall von übler Nachrede: Frimpong hatte in Abuja Mietschulden eintreiben wollen, und der säumige nigerianische Mieter hatte ihn bei der Polizei verpfiffen. Frimpong kam zusammen mit seiner Frau und einigen anderen Ghanaern in Haft und verbrachte drei Wochen in Arrest. Dann setzte man ihn in einen Bus und fuhr ihn durch drei Staaten an die Grenze zu seinem Heimatland, das sich im Rausch der Feiern von Freiheit und Einheit befand.
Der schwarze Stern auf Ghanas rotgelbgrüner Flagge symbolisiert die Unabhängigkeit und Einigung eines von fremden Mächten unterdrückten und gespaltenen Kontinents, und unter dem Motto des „Black Star“ feierte Ghana diese Woche 50 Jahre Befreiung. Aber der Kontinent hat in diesen 50 Jahren nicht zur Einheit gefunden. Jetzt, wo die koloniale Erinnerung endgültig ausgedient hat, ist es Zeit, auch vom gescheiterten Traum eines geeinten Afrika Abschied zu nehmen.
Ghanas Befreiungsführer Kwame Nkrumah, der die britische Goldküste am 6. März 1957 als erste europäische Kolonie Afrikas südlich der Sahara in die Unabhängigkeit führte, sah sich nicht nur als Staatschef eines freien Ghana, sondern auch als Pionier eines geeinten Afrika. Entkolonisierung und Einheit waren für Nkrumah wie für die Mehrheit der antikolonialen Führer des Kontinents damals untrennbar miteinander verknüpft: Die künstlich geschaffenen kolonialen Territorien sollten sich im angeblich natürlichen Ganzen auflösen, das geschundene Volk Afrikas sollte zusammenfinden.
Aber 50 Jahre später empfängt Ghana deportierte Landsleute aus Nigeria. Der gegenwärtige Herold des Panafrikanismus, Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi, säubert sein Land gerade wieder von „illegalen“ Schwarzen, die ein Sechstel der Bevölkerung ausmachen sollen: Am 1. März lief eine Frist für schwarzafrikanische Illegale ab, Libyen freiwillig zu verlassen. Die gelenkte libysche Presse dementiert bereits empört ghanaische Berichte, 100 Migranten aus Ghana seien auf der Suche nach Sicherheit irgendwo in der Wüste elendiglich ums Leben gekommen. Tansania, dessen Unabhängigkeitsführer Julius Nyerere nach dem Ghanaer Kwame Nkrumah wohl der aktivste Panafrikanist der frühen postkolonialen Ära gewesen ist, weist derzeit Ruander, die dort schon immer leben, zu Tausenden aus.
Angola vertreibt zehntausende eingewanderte Kongolesen aus seinen Diamantenminen. Die drei Millionen Flüchtlinge aus Simbabwe in Südafrika werden diskriminiert und misshandelt, stellte kürzlich die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch fest. Die Elfenbeinküste leidet noch immer an den Folgen eines Bürgerkrieges, der daraus entstand, dass die Regierung Teile der eigenen Bevölkerung zu Ausländern abstempelte, weil ihre Vorfahren einst aus anderen Provinzen Französisch-Westafrikas in die ivorischen Plantagen umgesiedelt worden waren.
Der unmenschliche Umgang mit afrikanischen Migranten, Flüchtlingen und Wanderern innerhalb Afrikas, der dem europäischer Länder in nichts nachsteht, ist nicht die einzige Schattenseite der offiziell gesteuerten panafrikanischen Begeisterung, die den Kontinent jetzt in der Folge der Feiern in Ghana ergreift. Aber sie ist eine der hässlichsten. In immer mehr Ländern Afrikas droht Menschen der Verlust ihrer Lebensgrundlagen, wenn sie nicht ihre Abstammung und Staatsbürgerschaft nachweisen können und wenn sie einer Ethnie angehören, die man eher in anderen Ländern findet.
Wie hohl klingt da Kwame Nkrumahs Spruch von 1957, „Africa Must Unite“ (Afrika muss eins werden). Die Intellektuellen Tajudeen Abdulraheem, Dismas Nkunda und Chidi Anselm Odinkalu, die noch heute das Ideal des Panafrikanismus hochhalten, veröffentlichten pünktlich zum 50. Jahrestag der ghanaischen Unabhängigkeit in Nigeria ein Manifest: „Am 6. März 1957 versprach die Unabhängigkeit Ghanas allen Afrikanern eine neue Ära der Staatsbürgerlichkeit in voller Würde, gleichgestellt mit dem Rest der Menschheit. 50 Jahre später bleibt dieses Versprechen uneingelöst. Afrikas Völker haben nicht für die Unabhängigkeit gekämpft, um danach von unseren eigenen Regierungen zu Unpersonen oder Bürgern zweiter Klasse reduziert zu werden.“
Das panafrikanische Ideal von einst war ein Ideal des Widerstands gegen den Kolonialismus. Heute, wo in ganz Afrika die weißen Minderheitsregime verschwunden sind, wird leicht vergessen, wie sehr sich Afrika jahrzehntelang als Frontkontinent sah, gefangen im endlosen Befreiungskampf und zerrissen von Stellvertreterkriegen der Supermächte. Das unabhängige Ghana 1957 war ein Leuchtturm der Selbstständigkeit in einem Meer der Kolonisation, und als 1958 Guinea dazukam, dachten die beiden Landesväter Kwame Nkrumah und Sékou Touré selbstverständlich an die Verschmelzung ihrer Länder. Dass 1960 halb Afrika auf einen Schlag die Selbstständigkeit erlangte, war ein Triumph für die Unabhängigkeitsbewegung, rasch verdüstert durch das Abgleiten des größten der neuen Staaten, des einstigen Belgisch-Kongo, in Chaos und den ersten großen afrikanischen Sezessionskrieg. Das von weißen Siedlern beherrschte südliche Afrika, das damals durch den Zugriff auf Kongos Südprovinz Katanga den Vormarsch der Unabhängigkeitsbewegung mit Gewalt aufzuhalten suchte, widersetzte sich rabiat der Machtübergabe an die schwarze Mehrheit, die im Rest des Kontinents friedlich in schwarz-weißer Eintracht vollzogen worden war.
Erst mit dem Ende der Apartheid in Südafrika 1994 wurde der weiße Stachel aus Fleische Afrikas beseitigt. In der Zwischenzeit war das schwarze Afrika gezwungenermaßen ein kriegerisches Afrika geworden, ständig auf der Lauer gegen Rassismus und Zersetzung aus dem weißen Terrorregime am Kap, gnadenlos im Umgang mit den eigenen Bevölkerungen und hochempfindlich gegen jegliche Kritik aus dem Rest der Welt.
Dieses fatale Erbe der Frontstaatenmentalität erklärt, warum afrikanische Herrscher bis heute gerne große Worte gegen das koloniale Erbe, gegen globale Ungerechtigkeit oder gegen die Marginalisierung Afrikas finden, monströse Verbrechen wie den Völkermord in Ruanda oder blutige Kriege im Kongo oder im Sudan aber mit Schweigen übergehen. Man kritisiert sich nicht gern, solange andere auf einen herabsehen. Afrikas Einheit ist ein Schulterschluss der Despoten und Privilegierten geworden, gegen die Interessen der verarmten und rechtlosen Mehrheit der Bewohner des Kontinents. Der nie realisierte Einheitskontinent wurde allzu gern auf nationaler Ebene als Einparteienstaat umgesetzt und in sein Gegenteil verkehrt, so wie in Stalins Sowjetunion der „Sozialismus in einem Land“.
Es sind die Diktatoren, die den Kontinent mit Gewalt umkrempeln und vereinheitlichen wollen, nicht die Völker. Keine afrikanische Rebellenbewegung hat jemals für mehr afrikanische Einheit oder für die Verschmelzung afrikanischer Länder zu den Waffen gegriffen – aber viele haben für Sezession oder mehr Autonomie innerhalb eines Landes gekämpft. Viele Afrikaner wollen ihre autoritären Willkürregime loswerden. Sie wollen aber nicht stattdessen ein noch weiter entferntes gesamtafrikanisches Regime, sondern sie wollen Entscheidungsprozesse auf die lokale Ebene zurückholen.
Nach dem Ende der Befreiungskämpfe, als endlich alle Länder Afrikas unabhängig waren, fiel die panafrikanische Maske ab. Die Autokraten mussten Bürgerrechte gewähren und der Demokratie einen Platz einräumen. Aber vielerorts geriet dies zu einem brutalen Machtkampf. Mehrparteienwahlen sind in den meisten afrikanischen Ländern damit verbunden, den Ausschluss von Teilen der Bevölkerung zu verschärfen und die Frage, wer Staatsbürger mit Wahlrecht ist und wer nicht, mit Gewalt zu beantworten. Solange alle Einwohner rechtlose Subjekte eines Diktators sind, ist es ziemlich egal, wie viele von ihnen es gibt. Wenn Wählerlisten erstellt und Wählerausweise verteilt werden, stellt sich bei jeder Einzelperson plötzlich die Frage, ob er oder sie „dazugehört“ oder nicht. Die meisten Massendeportationen und Nationalitätenkonflikte in Afrika ereignen sich in Vorbereitung freier Wahlen, wenn Politiker versuchen, die Anhängerschaft ihrer Gegner durch administrative Diskriminierung zu verkleinern. Wenn Afrikas Herrschende aber zwecks Machterhalt die eigene Bevölkerung aufeinanderhetzt, gibt es keinen Weg zurück in die Utopie der Einheit.
Man muss das nicht bedauern. Nkrumah schrieb in seiner berühmten Streitschrift „Africa Must Unite“: „Eine Union Afrikanischer Staaten muss unsere Geltung in der Welt stärken, da dann ganz Afrika mit einer einheitlichen Stimme sprechen wird.“ Aber Afrikas Stärke liegt in der Vielfalt. Eine einheitliche Stimme schafft sich weniger Gehör als mehrere, und sie entsteht nur durch das Unterdrücken von Dissens. Der Irrglaube an das geeinte Afrika als Vehikel zur Freiheit ist das fatale Erbe der antikolonialen Befreiungsgeneration.
Daran ändert auch die Gründung der Afrikanischen Union (AU) nichts, die eigentlich den weitgehend sinnlosen Staatenbund OAU (Organisation der Afrikanischen Einheit) ablösen und durch handlungsfähige panafrikanische Institutionen ersetzen sollte: eine Kommission nach EU-Muster, ein Parlament, einen Sicherheitsrat, einen Gerichtshof, dazu unzählige Projekte zur wirtschaftlichen Union. Die AU hat die in sie gesetzten Hoffnungen bisher nicht erfüllen können. Die meisten ihrer Institutionen sind wirkungslos und auf auswärtige Finanzierung angewiesen. Afrikas Staaten predigen bei jeder Krise auf dem Kontinent „afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme“, aber keine afrikanische Friedenstruppe bewegt sich auch nur einen Zentimeter ohne Geld von außen.
Die AU und der Panafrikanismus sind zu Blendwerk verkommen, das es dem Rest der Welt leicht macht, Vorurteile zu pflegen: Afrika ist irgendwie alles eins und daher bedenkenlos über einen Kamm zu scheren; „die Afrikaner“ sollen sich gefälligst umeinander kümmern, statt den Rest der Welt zu belästigen. Aus Afrikas Einheit wird Afrikas Einfalt. Ahnungslosen Weißen, die Abdoulaye Wade für einen sudanesischen Fluss halten und Johnson-Sirleaf für eine ostafrikanische Teesorte, die auf CD-Covern nach der Sängerin Ndjamena suchen und im Ethnoladen nach dem Gewürz Nyiragongo – ihnen kommt es gerade recht, wenn sogar Afrikaner ihnen weismachen, alle Afrikaner seien eins und man solle möglichst im kontinentalen Rahmen denken. Wer Afrikas Einheit predigt, statt konkrete Probleme zu behandeln, spielt jetzt das Spiel derer, die den Kontinent von ihrem geistigen Horizont fernhalten wollen, ihn marginalisieren und durch Ignoranz folklorisieren.
Heute, wo Afrika als Kontinent der Krisen und des Elends firmiert, fällt die Erinnerung daran, wie anders die Erwartungen vor fünfzig Jahren waren, schwer. Das unabhängige Ghana war vom Pro-Kopf-Einkommen her so reich wie Südkorea, aber Experten gaben Ghana die besseren Entwicklungschancen – mehr Rohstoffe und mehr Demokratie, keine kriegerische Teilung und keine Militarisierung. Asien war damals der Kontinent der Krisen und des Elends. Afrika war der Kontinent der Hoffnung, der dank seines Rohstoffreichtums, seiner kolonialen Infrastruktur, seiner relativ geringen Bevölkerung und seiner ehrgeizigen neuen Regierenden eine große Zukunft vor sich hatte.
Die meisten Analytiker der Entkolonisierung hielten es in dieser Zeit für selbstverständlich, dass die von den Kolonialmächten herangezogene afrikanische Elite mit ihren revolutionären Ideen ihre Länder angemessen repräsentierte – Länder die, wie es die britische Kolonialhistorikerin Margery Perham damals ausdrückte, durch die Kolonialzeit aus einem tausendjährigen Schlaf geweckt worden seien und die nun, sich ihrer Entrechtung bewusst geworden, mit der neuen Erweckungsideologie des afrikanischen Nationalismus großen Zeiten entgegenstrebten.
Linke Skeptiker wie der Franzose René Dumont mit seiner berühmten Streitschrift „L’Afrique noire est mal partie“, die die Vernachlässigung der Subsistenzlandwirtschaft sofort als langfristige Gefahr für Afrikas Entwicklung erkannten, wurden als Außenseiter belächelt. Kluge Schriftsteller wie der später weltweit bekannt gewordene und preisgekrönte Ahmadou Kourouma in der Elfenbeinküste, dessen Erstlingsroman „Le soleil des indépendances“ die Machtergreifung der postkolonialen Elite innerhalb einer ermatteten traditionellen Gesellschaft in schonungsloser Weise als Tragödie ohne Ausweg beschreibt, fanden zunächst nicht einmal Verleger. Es sollte eine Generation dauern, bis auch etablierte afrikanische Denker wie Ali Mazrui in Kenia öffentlich zu zweifeln begannen, ob die in Europa ausgebildeten intellektuellen Eliten Afrikas, die ihre Länder autoritär umkrempelten, überhaupt noch ihre Völker verstünden. Für Mazrui war Afrikas neue gebildete Schicht mit ihren hochfliegenden Plänen Wegbereiter für Militärdiktatoren, die den postkolonialen Widerspruch zwischen autoritärer Modernisierung und panafrikanischen Freiheitsidealen dadurch beseitigten, dass sie die Freiheitsideale einfach wegließen.
Die neue Welle der Demokratisierung und der Abschaffung von Militär- und Einparteienregimen in den meisten Ländern Afrikas seit Anfang der 90er-Jahre wäre eine Gelegenheit gewesen, sich von der Fixierung auf die Idee zu lösen, man müsse sich einfach erneut auf die gescheiterten Träume von früher besinnen, um sie diesmal zu realisieren. Afrikas technokratische Präsidenten von heute, die geistig zwischen AU und G 8 pendeln und mit großspurigen „Visionen“ für 2015, 2020 oder 2030 jede offene politische Debatte in ihren Völkern knebeln, ähneln aber eher den Reformkommunisten Osteuropas nach dem Fall des Realsozialismus, die immer noch möglichst viel aus der Zeit des Scheiterns retten wollten, anstatt möglichst viel hinter sich zu lassen.
Afrika hat eine junge, dynamische, aufstrebende Bevölkerung, die sich als Teil der Weltkultur begreift und in den kommenden Jahrzehnten dem Kontinent eine beispiellose gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt und Unkalkulierbarkeit geben wird. Die vielen verschiedenen Lebenswelten und Gesellschaften des Kontinents sind in einem ständigen Wandel begriffen, dem die Politik hoffnungslos hinterhinkt. Die Hälfte der Afrikaner ist unter 16 Jahre alt, und die meisten Angehörigen dieser Generation wissen heute nicht, womit sie in Zukunft ihren Lebensunterhalt verdienen sollen. Perspektivlosigkeit vermischt sich mit der Vorstellung, alles sei möglich. Die gesellschaftliche Mobilität ist hoch, neue Metropolen als Schmelztiegel wachsen anarchisch und schnell, beflügelt durch den Niedergang erst der traditionellen und dann der postkolonialen Machtstrukturen. Neue Kommunikationstechnologien revolutionieren den gesellschaftlichen Umgang und setzen die staatliche Politik einer nie gekannten Transparenz aus. Jugendliche in Dakar oder Kinshasa haben mit ihren Altersgenossen in Los Angeles und Paris nicht weniger gemeinsam als mit jenen in Johannesburg und Nairobi.
Solche Trends sind nicht auf Afrika beschränkt. In Asien, im Nahen Osten, in Lateinamerika ist Ähnliches zu beobachten. Auf der ganzen Welt lassen sich die Menschen immer weniger nach Weltregionen sortieren und in Blöcke einteilen. Wenn man die Leute lässt, erobern sie sich Lebenshorizonte, die querliegen zu anerkannten Machtstrukturen und Wirtschaftszusammenhängen. Was für ein Gesicht Afrikas neue aufstrebende Generation ihrem Kontinent geben wird, lässt sich heute nicht voraussagen und schon gar nicht mit einer einheitlichen Aussage beantworten.
Bei den Debatten zu Ghanas goldenem Jubiläum wurden diese Erkenntnisse bereits deutlich. In Diskussionsveranstaltungen in Ghana selbst wiesen Jugendliche wiederholt staatliche Belehrungen der Art von sich, ihrem Land ginge es heute doch viel besser als den meisten Ländern Westafrikas: Ihre Bezugspunkte sind London und New York, und im Vergleich dazu geht es ihnen schlecht. Man soll aufhören, von „Afrika“ zu reden, mahnt Jean-Paul Ngoupandé, Intellektueller und einstiger Premierminister der Zentralafrikanischen Republik – dass der 50. Jahrestag der Unabhängigkeit Ghanas in anderen afrikanischen Staaten wenig Publikumsinteresse erwecke, zeige, wie wenig sich die Länder des Kontinents noch miteinander identifizierten.
Zum Panafrikanismus kommentiert ironisch die Zeitung This Day in Nigeria: „Je größer der Kopf, desto größer die Kopfschmerzen.“ Die alten monolithischen Afrikabilder hinter sich zu lassen und Afrika neu zu entdecken, so wie es ist – das wäre eine Herausforderung, die den großen Worthülsen und Erwartungen der vielen Feiern zu „50 Jahre Befreiung“ in den nächsten Jahren angemessen wäre.
DOMINIC JOHNSON ist seit 1990 Afrika-Redakteur in der Auslandsredaktion der taz