piwik no script img

Archiv-Artikel

Trauerfeier für getötete Soldaten in Hannover

BUNDESWEHR Vier Tote innerhalb von neun Tagen in Afghanistan. De Maizière: „Wir ringen um Fassung“

HANNOVER dapd | Mit einer Trauerfeier in Hannover haben am Freitag knapp 1.000 Menschen Abschied von drei in Afghanistan getöteten Soldaten genommen. Die Männer waren bei Anschlägen in der vergangenen Woche im Norden des Landes getötet worden. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) verurteilte die Anschläge und zeigte sich zutiefst erschüttert. „Was in der vergangenen Woche in Afghanistan geschah, trifft uns tief ins Herz. Wir ringen um Fassung“, sagte de Maizière bei der Trauerfeier. Insgesamt drei Anschläge mit vier Toten musste die Bundeswehr in nur neun Tagen verzeichnen. Erst am Donnerstag war ein Bundeswehrsoldat bei einem Sprengstoffanschlag in der Provinz Baghlan getötet worden.

Derweil wird diskutiert, ob der Vorfall mit einer besseren Ausrüstung hätte verhindert werden können. Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), machte Mängel bei der Ausrüstung mit dafür verantwortlich, dass Bundeswehrsoldaten Sprengfallen in Afghanistan nicht rechtzeitig orten und entschärfen könnten. Das Verteidigungsministerium räumte ein, dass die Bundeswehr bislang keine Fahrzeuge zum Aufspüren vergrabener Sprengsätzen zur Verfügung habe. Dies sei 2009 erkannt worden, an einer Lösung werde gearbeitet, sagte ein Sprecher.

Zweifel am Afghanistaneinsatz seien durchaus erlaubt und sogar notwendig, sagte de Maizière. „Aber solche Zweifel müssen überwunden werden, wenn wir vom Ziel insgesamt überzeugt sind, und das sind wir.“ Er warb um den Rückhalt der Bevölkerung und warnte davor, vor der Gewalt der Taliban zurückzuweichen. „Terroristen dürfen nie das letzte Wort haben“, sagte er. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle lehnten einen Kurswechsel in der Afghanistanpolitik ab.

Deutliche Worte wählte de Maizière für das Vorgehen der Taliban. Diese griffen immer öfter mit ferngezündeten Sprengladungen an, „aus dem Hinterhalt, anonym, feige“, erklärte der Verteidigungsminister. Die Taliban brächten „Leid und Terror“ über Afghanistan und auch nach Deutschland.