: Wo Amis Oma und Opa spielen
Das Auswanderer-Museum auf der Veddel ist bald fertig. Besucher, nicht zuletzt die aus Übersee, sollen hier die Stationen der Emigration nacherleben können. Auch Ahnenforschung wird angeboten
Das Auswanderer-Museum wird am 5. Juli eröffnet. Der Eintritt beträgt vier Euro für Kinder und 9,50 für Erwachsene. Eine Barkassen-Rundtour soll es mit dem noch in Arbeit befindlichen Tamm-Museum und den 50er-Schuppen verbinden, wo in Zukunft einmal der historische Hafenbetrieb nachgestellt werden soll. Für das Museum samt Park zahlt die Stadt neun Millionen Euro. Sponsoren beteiligen sich mit gut drei Millionen. KNÖ
VON GERNOT KNÖDLER
Das Pferd ist lebensgroß, sein Fell wirkt fast echt. Aber wenn es mit dem Kopf wackelt, wirft der Hals Falten, als sei er aus Leinwand. Der elektrische Gaul soll dazu beitragen, die Szenerien im künftigen Auswanderer-Museum „Ballin-Stadt“ auf der Veddel lebensecht zu machen. Schließlich sollen die Besucher die wichtigsten Stationen einer Emigration nacherleben können und die Träume, Sorgen und Hoffnungen der Auswanderer erfahren. „Uns ist wichtig, dass sich die Besucher an jeder Stelle überlegen: Hätte ich genauso entschieden?“, sagt Geschäftsführer Jens Nitschke.
Mit dem Museum versucht der Senat, Hamburg für Touristen aus Übersee interessant zu machen und damit die Bekanntheit der Stadt in aller Welt zu steigern. Einen ersten Schritt hierzu hat er bereits zu Zeiten von Rot-Grün mit Gründung der Website LinkToYourRoots getan, in die das Staatsarchiv die Hamburger Auswandererlisten einpflegte. Das Angebot ist jetzt in ancestry.de aufgegangen, einem Kooperationspartner des Museums, dessen Internet-Präsenz auch die Volkszählungslisten der USA enthält.
Das Besondere am Hamburger Museum sei, dass es, anders als das preisgekrönte Auswanderer-Museum in Bremerhaven, am historischen Ort eingerichtet wurde, sagt Nitschke. Am Veddeler Bogen, schräg gegenüber der S-Bahnstation Veddel, ließ der Generaldirektor der Hapag, Albert Ballin, einst eine Unterkunft für die Auswanderer bauen, die er mit den Schiffen seiner Reederei nach Amerika brachte. Zwischen 1898 und 1907 entstanden sechs u-förmige Backstein-Hallen im verspielten Stil der Zeit. Drei von ihnen sind einigermaßen originalgetreu wieder aufgebaut worden. Die drei Übrigen werden im Grundriss durch Birken nachgebildet und sollen den Bewohnern der benachbarten Veddel als Park dienen.
Eine der drei Hallen wird ein Familienforschungszentrum beherbergen. Privatleute können dort die Datenbanken von ancestry.de kostenlos nutzen. „Wir möchten die Familienforschung populärer machen“, sagt Nitschke. In den Datenbanken würden nicht nur Angehörige von Auswanderer-Familien fündig. Eine weitere Halle wird ausgestattet wie in historischer Zeit, aber nicht komplett, sonst würden hier im wesentlichen Betten stehen. Die Ausstellungsmacher der Hamburger Firma „Leisure Work Group“ wollen hier zudem Speisesäle zeigen und die Unterkünfte für Betuchte.
In der mittleren Halle befindet sich die Haupt-Ausstellung. In sechs szenisch aufbereiteten Themenbereichen vollziehen die Besucher den Weg der Emigranten von den Dörfern Osteuropas in den mittleren Westen der USA nach: ihren schweren Entschluss, den Aufenthalt im Auswandererhafen, die Fremdheit in der neuen Welt. Als sprechende Puppe wird der Reeder Ballin erläutern, warum er die Auswandererstadt bauen ließ. Ein 2,50 Meter großes Buch zeigt auf Wunsch die Reiserouten. Fürs großstädtische Zeitkolorit sorgen nachgemachte Ziegelwände, von denen der Putz blättert. Historische Filme runden den Besuch ab.