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Archiv-Artikel

„Ich mag Kanzlerin Merkel“

Das reiche Deutschland muss der G 8 sagen, was zu tun ist, sagt Sänger Bob Geldof

Von D.J.

Der irische Rocksänger BOB GELDOF, 55, engagiert sich seit der Hungerkatastrophe in Äthiopien 1984 für Afrika und war einer der Initiatoren der Kampagnen, die 2005 beim G-8-Gipfel von Gleneagles zu den Beschlüssen für mehr Afrikahilfe führten.

taz: Herr Geldof, was ist die wichtigste Entscheidung, die der G-8-Gipfel treffen sollte?

Bob Geldof: Heiligendamm ist der Ort, wo die Zusagen von Gleneagles Wirklichkeit werden müssen. Damals wurde versprochen, die Entwicklungshilfe bis 2010 zu verdoppeln, auf 0,5 Prozent des Bruttosozialprodukts, um dann bis 2015 auf 0,7 Prozent zu kommen und die Millennium-Entwicklungsziele zur Halbierung der Armut zu erfüllen.

Bisher ist das nicht passiert – warum also jetzt?

Wir vertrauen auf den Wirklichkeitssinn der Deutschen. Um eine Wirtschaft wieder auf die Beine zu stellen, braucht man eine gesunde, gebildete, ernährte Bevölkerung. Funktioniert das? Es funktionierte in Europa 1946. Damals waren wir ruiniert – sechzig Jahre später ist Europa der reichste Kontinent der Weltgeschichte. Es funktioniert!

Weiß das die Bundesregierung?

Inzwischen schon. Der G-8-Beauftragte Pfaffenbach und ich sind Freunde. Ich mochte Kanzlerin Merkel sehr, als wir uns trafen, was ich überhaupt nicht erwartete: sie ist sehr warmherzig, sehr offen, sehr intelligent. Die anderen – naja, sie verstehen es, aber sie sagen, wir können aus finanziellen Gründen nicht. Inzwischen wissen wir, dass das Unsinn ist. Die Deutschen lieben die empirische Wirklichkeit, also bitten wir sie um ihren empirischen Wirklichkeitssinn.

Was können die Deutschen tun, damit es geschieht?

Es ist eine Frage der Bewusstseinsbildung. Vor drei Wochen sagte eine Oxfam-Umfrage, 71 Prozent seien für die Umsetzung der Versprechungen. Also ist es eigentlich politisch zwingend! Die Leute wollen es, ihr Deutschen habt das Geld, selbst die Franzosen beneiden euch. Also macht euch ein Geschenk und sagt endlich: Mit unserem neuen Reichtum machen wir etwas, das uns moralisch gut tut!

INTERVIEW: D.J.