: Wo wohnt der Vater?
betr.: „Behörden prüfen Sorgerecht“, taz vom 30. 4. 07, „Jugendamt überrascht“, taz vom 2. 5. 07
Die Welt ist voller Überraschungen. Dachte ich am 30. 4. noch, hinter der Nachricht könnte sich vielleicht neues Heilsgeschehen verbergen, nämlich eine gleich viermalige Jungfrauenzeugung mitsamt Jungfrauengeburt, scheint es sich nun doch eher um einen Fall von männlicher Vernachlässigung der Brut zu handeln. Die der Leiter des örtlichen sozialpädagogischen Dienstes wohl ganz gelassen sieht, will er doch den Vater, der sich mittlerweile gemeldet hat, künftig in die Beratungsgespräche einbeziehen!
Na fein! Tauschen die Jungs sich dann darüber aus, wie sich das mit der Vernachlässigung der Brut in Zukunft für den Vater sozial noch unauffälliger hinkriegen lässt? Erklären die beiden dann im Wechselspiel der Mutter, wie es zu schaffen sei, auch noch die Wohnung so aufzuräumen, dass die Jugendstadträtin es für akzeptabel hält?
Ich mag auch gar nicht darüber nachdenken, warum es noch völlig offen sein soll, ob die Kinder mit ihrer Mutter künftig zusammenleben. Oder doch? Versuchsweise so: Nachdem die beiden Parteien, nämlich Mutter und Kinder, sich wohl einig waren, nicht zusammenzuleben, sondern ein Betreuungsverhältnis (tägliche Versorgung, Hausaufgabenkontrolle, Elternabendteilnahme, Klassenfahrt bezahlen – entnehme ich der Presse) bei getrennten Wohnorten zu praktizieren, lief irgendetwas schief. Wahrscheinlich mit dem Zimmerservice. Oder mit der Vermittlung der Notwendigkeit, auch selbst aufzuräumen? Und nun überlegt man also, dass es günstiger ist, wenn der Zimmerservice wieder einzieht?
Wo wohnt eigentlich der Vater? Geht der am Wochenende mit den Gören in den Zoo? Fährt er mit ihnen in den Urlaub? Zahlt er überhaupt Unterhalt? Und wieso kann der nicht auch mal aufräumen? Ich meine die Wohnung seiner Kinder, nicht das Leben der von ihm zur Mutter gemachten Frau. CHRISTINE RÖLKE-SOMMER, Berlin