: Studentinnenreport
Herzschmerz zum Runterladen: Gestern Abend startete die erste deutsche Podcast-Novela „Liebe im ersten Semester“, zunächst in 60 Teilen
VON JOHANNA SCHMELLER
Wenn ein Cola-Produzent und fünf Radio-Sender zusammen ein Projekt planen, wird es mächtig zeitgemäß. Zumindest theoretisch. So auch im Falle von „Liebe im ersten Semester“: Die 60-teilige Serie, die bereits von RS2 (Berlin), R.SH (Schleswig-Holstein), Radio PSR (Sachsen), der Landeswelle Thüringen und Radio SAW (Sachsen-Anhalt) energisch beworben wurde, ist kein klassisches Hörspiel – das überlässt man lieber den Öffentlich-Rechtlichen – sondern eine kostenlose, tägliche Podcast-Novela zum Herunterladen.
Die Hauptfigur ist eine liebenswerte Antiheldin, hin- und hergerissen zwischen dem netten Kommilitonen und dem Dozenten. So viel zur Handlung (regelmäßig unterbrochen von Cola-Werbung). Nebenbei ist die 19-jährige Felicitas Jahrgangsbeste und Vegetarierin. Was zunächst nach Spaßbremse klingt, ergibt dann doch eine recht unterhaltsame Mischung, nicht nur für Lisa-Plenske-Fans – sondern für alle, die sich schon immer nostalgisch gefragt haben, was eigentlich aus Bibi Blocksberg wurde, seit sie erwachsen ist.
Allein das Vokabular erinnert zu stark an das „Fliegende Klassenzimmer“: An der juristischen Fakultät gibt es „Hausdrachen“, „graue Eminenzen“ und andere Figuren, die seit den Siebzigern garantiert keinen Studierenden mehr begegnet sind. Ein Gespräch mit Felicitas’ Stimme, der Nachrichtensprecherin Silvana Katzer.
taz: Frau Katzer, in der neuen Podcast-Novela sprechen Sie eine Abiturientin mit hervorragendem Notendurchschnitt, die dann auch noch Jura studiert. Klingt nicht sehr sexy.
Silvana Katzer: Nein, das vielleicht nicht. Aber an der Figur Felicitas lässt sich gut zeigen, wie ihr Wesen ist: Das Mädchen, um das sich das Hörspiel dreht, will anderen Menschen helfen, setzt sich für andere ein …
Lobenswert, aber hätte es Ihnen nicht mehr Spaß gemacht, eine Kunststudentin zu spielen, die es so richtig krachen lässt?
Eine Kunststudentin stelle ich mir eher ich-bezogen vor. So jemand braucht ein großes Selbstbewusstsein. Unsere Jurastudentin ist dagegen ein sehr hilfsbereiter, altruistischer Mensch.
Wobei gerade Jurastudenten oft auch das Gegenteil nachgesagt wird: Karrieresinn, Ellenbogendenken.
In der Novela taucht eine Gegenspielerin zu Felicitas auf, Ilka, die genau diesen Klischees entspricht. Sie ist restlos von sich selbst überzeugt, sehr karrieregeil. Felicitas dagegen ist mehr der Greenpeace-Typ. Sie möchte für die Wale kämpfen.
Wie schaffen Sie es, dass Felicitas dabei nicht allzu spießig rüberkommt?
Indem wir sie oft privat zeigen. Es geht nicht nur um das Leben an der Uni, sondern auch um ihr ganzes Drumherum. Wie sie sich privat verhält, wie ihr Wesen ist – so entsteht ein ganz spannender Gegensatz.
Ist sie denn privat ein Vamp?
Na ja, sagen wir besser: Sie entwickelt sich. In Folge 60 ist sie schon deutlich entspannter. Sie fängt an, immer mehr Dinge mitzunehmen.
Sie sind zwar ein paar Jahre älter als Felicitas, aber selbst noch nicht allzu lange mit der Uni fertig.
Stimmt. Aber viel konnte ich aus meinem eigenen Uni-Alltag nicht übertragen. Felicitas hat einen ganz anderen Charakter als ich.
Der größte Unterschied zwischen Ihnen und Felicitas?
Ich bin viel selbstbewusster. Wir gleichen uns darin, dass ich mich ebenfalls gern für andere einsetze und hilfsbereit bin. Aber Felicitas zweifelt ständig an sich, und so bin ich überhaupt nicht.