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Archiv-Artikel

DAS FELL IST BUSCHIGER, DIE SCHNAUZE SPITZER, DIE AUGEN SIND STECHENDER. WAS IST BLOSS MIT „FUCHSI“ LOS? Ausgefuchst

MICHAEL BRAKE

Berlin hat einen Handballverein, der sich „Füchse Berlin“ nennt. Das passt gut, denn in Berlin leben viele Füchse – laut Berlins langjährigem Wildtierreferenten Derk Ehlert sind es über 1.600 – und Fuchssichtungen sind hier so alltäglich geworden, dass man Neuberliner daran erkennten kann, dass sie davon als Einzige wie von einer Sensation erzählen.

Die Füchse Berlin jedenfalls tragen ihre Heimspiele im „Fuchsbau“ aus, die Juniorenteams nennen sich „Jungfüchse“, die Frauenmannschaft sind die „Spreefüxxe“ und das Maskottchen, ein Fuchs, heißt natürlich „Fuchsi“. So weit, so harmonisch.*

Doch als am Samstag Meister THW Kiel zu den Füchsen in den Fuchsbau kam, sah Fuchsi nicht mehr aus, wie man Fuchsi kennt. Das Fell war buschiger, die Augen waren stechender, die Schnauze war spitzer und die Ohren waren aufgestellter. Irgendwie erwachsener war der neue Fuchsi, was ja auch zu den neuen, flecktarngrünen Trikots der Füchse passt, er wirkte nicht länger wie so eine doof-pausbäckige Rolf-Kauka-Figur, sondern wie ein androgyner Manga-Boy.

Ein Redesign also, aber eines mit politischem Hintergrund: Für die NPD treibt seit einiger Zeit „Der schlaue Fuchs“ als Wahlkämpfer sein Unwesen, der wie ein orangestichiger Evil Twin des alten Fuchsi aussieht. Wobei hier nicht kopiert wurde, denn Fuchsis Kostüm stammt von einem Internetversandhändler. Im Jahr 2006, als Fuchsi geschaffen wurde, waren die Füchse Berlin nur ein ambitionierter Zweitligist, da musste es einfach und billig gehen.

Inzwischen gehört der Verein zur erweiterten europäischen Handballspitze, und da kann man sich zwar eine Kostümsonderanfertigung leisten, aber keine politischen Schmuddeleien. Weswegen Füchse-Manager Bob Hanning sagt: „Wir wollten ein Zeichen gegen rechts setzen. Wir sind zwar politisch unabhängig, haben aber bei solchen Themen eine Nulltoleranzgrenze.“ Und er gab den neuen Fuchsi bei einer Kostümbildnerin und Gewandmeisterin in Auftrag.

Natürlich hatte Bob Hanning auch an die Kinder gedacht, und so soll den Jung-Füchsefans (nicht zu verwechseln mit den Jungfüchse-Fans oder den Jung-Jungfüchsefans) laut der in Sachen Berliner Lokalquark stets gut informierten B.Z. vor dem Spiel gesagt worden sein, dass Fuchsi beim Friseur war. Und im Urlaub, wo er ein wenig Farbe bekommen habe.

Bloß sportlich ging Fuchsis erster Tag ziemlich koppheister. Der THW Kiel gewann mit 38:27. Aber Kiel gewinnt sowieso eigentlich immer.

Die Fünftagevorschau | Kolumne@taz.de

MontagMaik SöhlerDarum

DienstagJacinta NandiDie gute Ausländerin

MittwochMatthias LohreKonservativ

DonnerstagMargarete StokowskiLuft und Liebe

FreitagJürn KruseFernsehen

„Der schlaue Fuchs“ kommentierte den ganzen Vorgang natürlich auch, auf seiner Facebookseite. „Lange Zeit habe ich sowohl für die Füchse wie auch für die NPD geworben, mit beiden konnte ich mich schließlich identifizieren. Nun kann ich mich künftig voll und ganz auf den Kampf für ein besseres Deutschland konzentrieren.“ Woraufhin jemand namens „Tobi Widerstand Berlin“ kommentierte: „Ist sowieso ein scheiß Verein.“

* Wenn man mal davon absieht, dass die „Spreefüxxe“ eigentlich „Spreefähen“ heißen müssten.