: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Einen Animationsfilm des Studio Ghibli erkennt man schon nach wenigen Sekunden: In „Arrietty“ biegt ein Auto in eine tunnelartige Auffahrt ein, sodann erblickt man ein etwas verwunschenes altes Haus inmitten einer überreichen Natur. Es ist das wundersame Land des Hayao Miyazaki. Zwar hat der Großmeister des japanischen Animationsfilms die Regie hier dem Debütanten Hiromasa Yonebayashi überlassen, der seit Jahren beim Studio Ghibli als Animator arbeitet und den Film im studiotypischen, extrem detailreichen Stil umgesetzt hat. Doch das Drehbuch ist Miyazaki pur: Auf Grundlage der seit 1952 von der britischen Kinderbuchautorin Mary Norton veröffentlichten Geschichten um die „Borger“ schrieb er einmal mehr einen dieser intelligenten und leicht melancholischen Abenteuerfilme um ein starkes junges Mädchen und ihre ersten Schritte in die Erwachsenenwelt. Die Heldin Arrietty ist allerdings nur wenige Zentimeter groß: Gemeinsam mit ihren Eltern lebt sie als heimliche „Untermieterin“ in ebenjenem Haus, in dem der kränkliche Junge Sho als Gast seiner Tante einquartiert wird. Für die Borger ist es überlebenswichtig, unentdeckt zu bleiben, doch das mag die im Gegensatz zu ihrer überängstlichen Mutter ungemein neugierige Arrietty nicht wirklich einsehen. Und so werden sich die Wege von Sho und Arrietty kreuzen, denn das Leben ist – wie immer bei Miyazaki – zwar nicht einfach, aber voller Wunder. (OmenglU, 16. 6.–19. 6., 21. 6.–22. 6., Eiszeit 2)
Die meisten Menschen dürften beim Stichwort Western vor allem an die endlosen Weiten der Prärie denken, an Viehtrecks und nomadische Indianer. Fritz Lang dachte anders und drehte mit „Rancho Notorious“ (1951) eine komplett im Studio entstandene stilisierte Ballade um eine komplizierte Outlaw-Dreiecksgeschichte (mit Marlene Dietrich, Arthur Kennedy und Mel Ferrer), die immer wieder angetrieben und kommentiert wird von einem Lied, das eine Lang-typische Legende erzählt: „The old, old story of hate, murder and revenge“. (OmspanU, 17. 6., Arsenal 1)
Wie die Filme von Fritz Lang können auch die Werke Alfred Hitchcocks als Beleg dienen, dass es in Hollywoods arbeitsteiligem Studiosystem möglich war, Filme zu drehen, die Persönlichkeit und Interessen des Regisseurs widerspiegelten und dabei trotzdem großen Publikumsappeal besaßen. Während Hitchcocks Zuschauer also meist glaubten, in einem spannenden Kriminalfilm zu sitzen, löste der Meister des Suspense auf der Leinwand tatsächlich gerade schwierige technische Probleme und präsentierte der Welt seine von katholischer Verklemmtheit geprägten sexuellen Obsessionen. Das Babylon Mitte bietet nun in einer umfangreichen Retro die Möglichkeit zum erneuten Ansehen von Hitchcocks Werken im Kino: Los geht’s am 17. 6. mit „The Rope“ und einem Vortrag des Pathologen Mark Benecke; am 18. 6. erfreut dann ein „Hitchcock Marathon“ mit acht Filmen nonstop, darunter auch Meisterwerke wie „Rear Window“, „Vertigo“ und „North by Northwest“. („The Rope“ 17. 6., Hitchcock Marathon, 18. 6., Babylon Mitte) LARS PENNING