: Marschieren gegen Monstermasten
ENERGIEPOLITIK 400 Menschen aus Südniedersachsen demonstrieren in Hannover gegen die geplante Stromtrasse mit Höchstspannungsleitungen. Sie fordern stattdessen eine komplette Erdverkabelung
Mit einem Protestmarsch in Hannover haben mehrere hundert Menschen aus Südniedersachsen ihrem Ärger über eine geplante Stromtrasse Luft gemacht. „Wir demonstrieren gegen die Monstermasten und für eine komplette Erdverkabelung“, sagte Peter Gosslar von der Bürgerinitiative Pro Erdkabel am Samstag. Rund 400 Teilnehmer zogen vom Hauptbahnhof zum Landtag, um mit Vertretern der Fraktionen zu diskutieren.
Seit 2007 setzen sich mittlerweile 19 Bürgerinitiativen gegen eine zwischen Wahle bei Braunschweig und dem nordhessischen Mecklar geplante Stromtrasse zur Wehr. Die Strecke ist knapp 190 Kilometer lang. Nur 18 Kilometer davon sollen nach den bisherigen Plänen in unterirdischen Kabeln laufen.
Vor dem Hintergrund des angekündigten Ausstiegs aus der Atomenergie befürchten Kritiker von Höchstspannungsleitungen, dass die Interessen der Menschen in den betroffenen Regionen vergessen werden. Die Demonstranten in Hannover trugen Schilder mit den Namen der 130 Orte längs der geplanten Trasse zwischen Wahle und Mecklar. Bis 2020 sollen bundesweit rund 3.600 Kilometer neue Stromtrassen für 380-Kilovolt-Leitungen entstehen, ein Großteil davon in Niedersachsen.
Gemeinsam mit anderen Bürgerinitiativen kämpft Gosslar für eine Erdverkabelung in der sogenannten Gleichstromtechnik (HGÜ), die etwa in Lärmschutzwänden an Autobahnen und Eisenbahntrassen versteckt werden könnte. Die Strecke zwischen Wahle und Mecklar sei eine Pilotstrecke, betonte Gosslar. Man müsse den Mut aufbringen, gerade auf dieser Strecke eine neue Technik auszuprobieren.
Eine HGÜ-Trasse wäre jedoch zunächst teurer: Schätzungen gehen im Vergleich zur Freiluftvariante mit ihren bis zu 80 Meter hohen Masten von 2,2- bis 5-fachen Kosten aus. Für Stromkunden wären dies Mehrkosten von zwölf Euro pro Jahr für einen Vierpersonenhaushalt. Dies ist aus Sicht der Bürgerinitiativen zu verkraften. (dpa)