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Archiv-Artikel

BAOBAB-Infoladen

Der Eine-Welt-Laden macht kapitalismuskritische Info-Arbeit, bei der Frauen-Fußball-WM etwa mit Fokus auf die Schattenseiten des Sponsorings

BAOBAB-Veranstaltungen

■  Fair Fútbol – Fußball und Menschenrechte Wie kann man einen Fußballclub ausstatten, ohne an Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen beteiligt zu sein?

■  Wo? „Roter Salon“ der Volksbühne

■  Wann? 23. Juni, 19 Uhr

■  „Lebensrealitäten mexikanischer Frauen!“ In Anlehnung an die Frauen-Fußball-WM wird über Textilfabrik-Arbeiterinnen und Kollektivistinnen in Mexiko geredet.

■  Wo? taz-café, Rudi-Dutschke-Str.

■  Wann? 4. Juli, 19 Uhr

Nur noch eine Woche, dann beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland. Anlass genug für politische Gruppen aus Berlin, sich in die Diskussion einzumischen und die Themen auf die Agenda zu setzen, die von der Fifa und ihren Sponsoren gern unter den Tisch gekehrt werden. Mit von der Partie ist auch die Gruppe des BAOBAB-Infoladens. Die kapitalismuskritische Gruppe lädt im Rahmen der WM gleich zu zwei Veranstaltungen ein:

Anlässlich des ersten Spiels der mexikanischen Nationalmannschaft organisiert die Gruppe am 4. Juli im tazcafé eine Diskussionsveranstaltung mit dem Thema „Lebensrealitäten mexikanischer Frauen!“ Zum einen soll dort die Situation von mexikanischen Frauen in der Ciudad Juárez im Norden des Landes thematisiert werden. Fernab von ihren Familien arbeiten Frauen in den dort angesiedelten Textilfabriken größerer Konzerne oder machen Zwischenstopp auf ihrer Flucht in die USA. Es gibt dort seit vielen Jahren eine große Anzahl unaufgeklärte Vergewaltigungen und Morde, viele junge Frauen werden bis heute vermisst.

Zum anderen wird über die Situation der Frauen in Chiapas berichtet. In dem durch die indigene Zapatisten-Bewegung befreiten Gebiet im Südosten Mexikos haben Frauen einen anderen Stellenwert als in der Ciudad Juárez. Sie organisieren sich in Frauenkooperativen und vermarkten ihre eigenen Lebensmittel. Ein wichtiges Produkt dieser Kooperativen ist Kaffee, der in Deutschland durch das Café-Libertad-Kollektiv in Hamburg vertrieben wird. An der Veranstaltung werden Vertreterinnen von Carea e.V. und Ya Basta! teilnehmen.

Die zweite Veranstaltung findet am 23. Juni im Roten Salon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz statt. Unter dem Titel „Fußball und Menschenrechte – ist eine nachhaltige Beschaffung von Sportartikeln möglich?“ werden VertreterInnen aus dem Fußballbereich über die Möglichkeit diskutieren, einen Fußballclub auszustatten, ohne an Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen beteiligt zu sein. „Diese Aspekte kommen in dem Trubel um die WM einfach zu kurz“, konstatierte Krista Nowak, Mitgründerin des BAOBAB-Infoladens.

Wirtschaftliche Interessen und Menschenrechtsverletzungen sind nicht nur bei der WM ein wichtiges Thema für die Gruppe des Infoladens. Sie ist der Auffassung, dass politischen und religiösen Konflikten häufig wirtschaftliche Interessen zugrunde liegen. Deshalb hat sie es sich generell zur Aufgabe gemacht, unfaire Handelsbeziehungen in der Öffentlichkeit zu thematisieren und praktisch anzugehen. Hierbei setzen die circa 20 AktivistInnen vor allem auf den Fairen Handel, bei dem Produzenten aus Entwicklungsländern einen gerechten Preis für ihre Produkte erhalten. „Bei Fairtrade handelt es sich um eine Handelsform auf Augenhöhe. Ein Engagement für die Ausweitung des Fairen Handels ist eine wichtige Handlungsperspektive und eine Alternative zu Spendenprogrammen, die immer Hierarchien aufbauen“, sagt die Aktivistin.

Der Faire Handel ist neben dem Fußball und dem Nahen Osten dann auch das aktuell wichtigste Themengebiet der Gruppe. Bis Anfang Mai besaß die Gruppe noch einen Weltladen in der Christburger Straße 38 in Prenzlauer Berg, in dem sie circa 200 verschiedene Produkte aus Afrika und Lateinamerika zu fairen Preisen verkaufte. Wegen steigender Mieten musste der Infoladen in das Haus der Demokratie und Menschenrechte an der Greifswalder Straße ziehen. Aktuell sucht die Gruppe nach einem neuen Domizil.

Solange arbeiten sie erst mal in der Greifswalder Straße weiter. Unter dem Motto „Fairer Handel macht Schule“ bietet das Kollektiv des Weltladens seit 2005 SchülerInnen und LehrerInnen die Möglichkeit, entwicklungspolitische Themen durch Projekttage und Workshops kennen zu lernen und später mit der Gründung von SchülerInnenfirmen praktisch umzusetzen. „Für viele ist das Thema Neuland“, berichtete Krista Nowak.

Wer den Weltladen bei dieser Arbeit unterstützen möchte, kann sich an Aktionen und Veranstaltungen einbringen. Für ihren Fußballverein FC Glück Auf Utopia, den die Gruppe Anfang des Jahres mit gründete, sucht die Gruppe noch MitspielerInnen. Mit dem Fußballclub will sich die Gruppe kritisch mit dem Thema Sponsoring auseinandersetzen und sich für die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten bei der Produktion von Sportbekleidung starkmachen. LUKAS DUBRO