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Archiv-Artikel

Der Fluch des CinemaxX

Die Beschäftigten des Multiplexkinos CinemaxX bestreiken den Start von „Fluch der Karibik“. Sie fordern einen Haustarifvertrag, doch die Geschäftsführung sieht „keinerlei Spielräume“

Der Streit zwischen „Verdi“ und der CinemaxX-Kette schwelt bereits seit 2003 – da wurde der Tarifvertrag gekündigt

von Patrick Ehnis

BesucherInnen des CinemaxX am Bahnhofsvorplatz müssen am Wochenende mit längeren Wartezeiten rechnen: Die Beschäftigten nutzen den Kinostart des Piratenfilms „Fluch der Karibik III“, um gegen ihre Arbeitsbedingungen zu protestieren. Die Spätvorstellung am Donnerstag sowie die Abendvorstellungen am Freitag wurden bereits bestreikt. „Als Schuss vor den Bug“, bezeichnet Mitarbeiter B.* die Streiks und kündigt für die Pfingstfeiertage weitere Aktionen an. „Nahezu die gesamte Belegschaft steht hinter dem Arbeitskampf“, so B.

Er forderte den CinemaxXChef Jens Schmidt auf, mit der Gewerkschaft Verdi weiter über eine neuen Haustarifvertrag zu verhandeln. Schmidt hatte die Gespräche im Februar abgebrochen, weil er keine Möglichkeit sah, zu einem Abschluss zu kommen: „Wir hätten sofort Insolvenz anmelden können, wenn wir fünf Prozent mehr Lohn bezahlt hätten“, so Schmidt gestern.

Der Umsatz der CinemaxX-Gruppe stieg im letzten Jahr um 10,9 Prozent auf 161,9 Millionen Euro. Dennoch wies die Kette nach Steuern einen Verlust von 3,1 Millionen Euro aus. Schmidt verweist auf die derzeit „allerorten schwierige Lage“ der Kinobranche. Im ersten Quartal 2007 habe das Bremer CinemaxX einen Zuschauerrückgang von 21,7 Prozent gehabt, für neue Gespräche gebe es daher „überhaupt keinen Spielraum“.

Schmidt zufolge zahlt CinemaxX bessere Löhne als die Konkurrenten „Cinestar“ und „Cinespace“. Herbert Behrens, Bezirkssekretär von Verdi, sagt dagegen: „Die geforderten Lohnerhöhungen sind über vier Jahre angelegt gewesen und wären für das Kino wirtschaftlich tragbar gewesen.“ Davon geht auch B. aus: „Die Quartalszahlen für 2007 sind nicht aussagekräftig, da die diesjährigen zuschauerträchtigen Blockbuster erst jetzt in den Kino anlaufen.“

Der Streit zwischen Verdi und der CinemaxX-Kette schwelt bereits seit 2003. Damals wurde der bundesweite Lohntarifvertrag gekündigt und kein neuer ausgehandelt. Dies führt auch in Bremen zu unterschiedlicher Bezahlung der Servicekräfte. Für die damals bereits Beschäftigten gilt der alte Tarifvertrag weiter, Neueingestellte haben dagegen schlechtere Konditionen. Letztere arbeiten nun für einen Stundenbruttolohn von 6,50 Euro, während die niedrigste tarifliche Lohngruppe im alten Tarifvertrag 7,42 Euro betrug.

Gespräche um einen neuen Tarifvertrag auf Bundesebene scheiterten 2006 endgültig. Seitdem versucht die Gewerkschaft, in den einzelnen Kinos Haustarife abzuschließen. Neben der schrittweisen Angleichung der Arbeitsbedingungen und insgesamt höheren Löhnen fordern die Streikenden das Festhalten an Mindestschichtzeiten von vier Stunden und einen Rechtsanspruch auf unbezahlten Urlaub. Schmidt möchte dagegen die Arbeitsverhältnisse weiter flexibilisieren und auf drei Stunden-Schichten umstellen. „Da gab es überhaupt kein entgegenkommen von Verdi“, so Schmidt.

Vor dem Streikaktionen ist ihm dagegen nicht bange: „Es gibt genug Leute aus anderen Kinos, die aushelfen.“ Dagegen glaubt B. an den Erfolg der Aktion. „Wir haben eine langen Atem“, kündigt er an.

Verdi organisiert für die Wartenden eine Diskussionsrunde. Dort soll das Thema Mindestlohn im Mittelpunkt stehen. Zur Diskussion kommt auch Carsten Sieling, Fraktionschef der SPD in der Bremischen Bürgerschaft. Behrens merkt an: „7, 50 Euro sollen ja kein leeres Wahlkampfversprechen bleiben.“*Anonym, Name ist der Redaktion bekannt.