taz-serie „wie retten sie die welt?“ heute: student timo sievers : „Ich vertrete eine nachhaltige Art des Reisens“
Auf dem G-8-Gipfel in Heiligendamm treffen sich Anfang Juni die Mächtigen der Welt, um zu besprechen, wie es mit unserem Erdball weitergehen soll. Antworten – das ist jetzt schon klar – werden sie keine finden. Sie brauchen Nachhilfe. „Wie retten Sie die Welt“, fragt die taz deswegen bis zum Gipfeltreffen jeden Tag eine/n interessante/n Berliner/in.
„Grundsätzlich finde ich: Jeder kann auf verschiedene Arten dazu beitragen, die Welt zu retten. Einmal geht es ganz konkret um das eigene Verhalten im Alltag. Da gibt es oft eine große Diskrepanz zwischen dem Wissen darüber, was man machen sollte, und dem eigenen Verhalten. Natürlich nutze ich öffentliche Verkehrsmittel, aber ich fahre auch mit dem Auto, das ist gar keine Frage. Ich versuche einerseits, mich möglichst umweltgerecht zu verhalten. Aber das heißt nicht, dass ich nur mit dem Fahrrad fahre oder zu Fuß gehe.
Auf die heute selbstverständlichen Sachen achte ich schon, wie Mülltrennung und Energiesparen. Das sind so die Klassiker. Was ich persönlich im Alltag mache, sind natürlich nur sehr kleine Beiträge. Trotzdem sollte jeder das machen, was möglich ist und was er für wichtig hält. Denn wenn das jeder macht, bringt es eine Menge.
Es geht aber auch darum, welches Studium oder welche Ausbildung man wählt – damit entscheidet man sich ja auch ganz bewusst für oder gegen bestimmte Sachen. Ich habe Forstwirtschaft studiert, was per se ein grüner Studiengang ist, und mache jetzt einen Aufbaustudiengang ‚Nachhaltiger Tourismus‘. Der unterscheidet sich grundlegend von den meisten Tourismus-Studiengängen, die es sonst in Deutschland und weltweit gibt. Die zielen klar darauf ab, in erster Linie Profit zu machen.
Das heißt nicht, dass es in meinem Studiengang nicht auch darum geht. Auch nachhaltiger Tourismus kann natürlich nur funktionieren, wenn er ökonomisch rentabel ist. Aber es gibt eben zusätzlich andere Zielsetzungen: Tourismus soll nicht nur ökonomisch, sondern auch sozial und ökologisch nachhaltig sein.
Ich denke, mit meinem Studium zeige ich schon ganz klar, in welchem Bereich ich mich engagiere und wo ich später arbeiten will. Insofern denke ich, dass das ein klein wenig zur Rettung der Welt beiträgt. Weil ich in meinem späteren Beruf dann ja schon eine ganz bestimmte, nachhaltige Art des Reisens vertreten werde und damit viele Leute erreichen kann. Das ist eine Chance, sie zu überzeugen, der Umwelt zuliebe bestimmte Dinge zu tun oder eben zu lassen. Das ist sozusagen die langfristige Perspektive.
Ich selbst bin da aber auch inkonsequent: Eine ganz elementare Frage beim Thema nachhaltiger Tourismus ist ja die nach der Einschränkung von Flugreisen, um so das Klima zu schützen. Obwohl ich das weiß, steige ich auch ins Flugzeug und unternehme Fernreisen. Ich fahre nicht immer nur mit dem Zug an die Ostsee.“
PROTOKOLL: JENS GRÄBER
Timo Sievers stammt aus Salzgitter und lebt in Berlin. Der 27-Jährige hat Forstwirtschaft studiert, zurzeit schreibt er seine Abschlussarbeit für den Aufbaustudiengang „Nachhaltiger Tourismus“ an der Fachhochschule Eberswalde.