: So schnell wie das Vorbild
SKI ALPIN Zum Auftakt der Weltcupsaison zeigt sich die 19-jährige US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin bemerkenswert vielseitig
Es war ein durchaus anspruchsvoller Auftakt in die Weltcupsaison. Die steile Piste am Rettenbachgletscher hoch oberhalb von Sölden gilt als eine der schwierigsten auf der Tour. Und so musste das Endergebnis beim Riesenslalom der Frauen fast überraschen. Denn nicht mal eine hundertstel Sekunde trennte die Österreicherin Anna Fenninger und die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin nach zwei Läufen auf der Ziellinie. Die Olympiasiegerinnen von Sotschi – Fenninger im Super-G, Shiffrin im Slalom – bestiegen gemeinsam die oberste Stufe des Podests. Dritte wurde die Österreicherin Eva-Maria Brem.
Fenninger ist dieses Kunststück im Riesenslalom schon diverse Male (acht) gelungen. Für die 19-jährige Shiffrin war dies allerdings eine Premiere und zum Saisonbeginn zugleich eine Demonstration ihrer größeren Vielseitigkeit. Nach dem ersten Durchgang hatte sie gar als Erste noch einen Vorsprung von neun Hundertstel. Doch die österreichische Lokalmatadorin konnte den kleinen Rückstand noch wettmachen. Wenn sich Shiffrin weiter so entwickelt, dürfte sie künftig auch im Kampf um den Gesamtweltcup eine Rolle spielen können. Im vergangenen Jahr gewann diesen die Allrounderin Anna Fenninger. „Sie fährt fast wie ein Mann, geht aufs Ganze“, erklärte Shiffrin in Sölden. „Anna war ein Vorbild.“ Dass die Amerikanerin die Vergangenheitsform wählte, verdeutlicht obendrein: Shiffrin begegnet ihren einst bewunderten Konkurrentinnen mittlerweile auf Augenhöhe.
Die Deutsche Viktoria Rebensburg belegte am Samstag in ihrer Paradedisziplin lediglich den sechsten Platz, weil ihr der erste Versuch misslang. DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier kritisierte: „Der erste Durchgang war ein Lauf, den kannst du dir nicht erlauben, wenn du am Podium mitfahren möchtest. Rückstände von zwei Sekunden sind extrem schwer aufzuholen.“
Auf das Podest und die Drittplatzierte Brem fehlten Rebensburg, der Olympiasiegerin von 2010, am Ende aber nur noch 0,31 Sekunden. Ein Grund zur Freude war das allemal: Mit dem Resultat erfüllte die 25-Jährige bereits die Qualifikationsnorm des DSV für die Weltmeisterschaft vom 2. bis 15. Februar 2015 in Vail/Beaver Creek (USA).
Auch bei den Männern bestieg dann am Sonntag ein Österreicher das Siegerpodest – allerdings allein. Die Konkurrenz hatte Marcel Hirscher deutlich distanziert. Mit einem satten Vorsprung von 1,58 Sekunden verwies er den Deutschen Fritz Dopfer auf den zweiten Platz. Dritter wurde der Franzose Alexis Pinturault.
Der US-amerikanische Riesenslalom-Spezialist und Mitfavorit Ted Ligety, der seit 2011 ungeschlagen in Sölden war, landete am Ende lediglich auf dem zehnten Rang. Nach dem ersten Durchgang hatte er noch direkt hinter dem Führenden Hirscher gelegen, patzte dann aber in seinem zweiten Lauf. Der amtierende Gesamtweltcup-Gewinner Hirscher konnte somit seinen ersten Sieg in der Heimat seit neun Jahren feiern.
Auch Fritz Dopfer wähnt sich zu Saisonbeginn auf einem guten Weg. „Ich bin sehr, sehr happy und stolz, dass es im ersten Rennen in Sölden gleich für Platz zwei gereicht hat.“ Nach dem ersten Durchgang konstatierte er bereits zufrieden, keine großen Fehler gemacht zu haben. Er erklärte: „Ich versuche jetzt im zweiten Lauf noch mal mit der richtigen Entschlossenheit reinzugehen.“ Auch dieses Vorhaben setzte er glänzend um und erzielte für den DSV den ersten Männer-Podestplatz in Sölden. Deutschlands bester Skifahrer Felix Neureuther hatte auf das Rennen wegen Trainingsrückstands verzichtet. (taz)