Mehr Rechte für die Alten

Kurz vor dem G-8-Gipfel zeigt eine neue Studie, wie die Partnerstaaten mit den Hedgefonds umgehen sollten

BERLIN taz ■ 1,6 Billionen Dollar – diese enorme Summe haben die Hedgefonds weltweit eingesammelt, um auf den Finanzmärkten hochriskant zu spekulieren. Um einen Crash zu verhindern, wollte die Bundesregierung auf dem G-8-Gipfel Mindeststandards vereinbaren. Doch inzwischen hat man resigniert: „Eine direkte internationale Regulierung ist nicht durchsetzbar“, sagte Finanzstaatssekretär Thomas Mirow gestern in Berlin. Vor allem Großbritanien und die USA blockieren, weil ihre Finanzplätze New York und London am stärksten von den hochriskanten Papieren profitieren. Eine nationale Lösung lehnt die Bundesregierung jedoch ab, weil die meisten Investoren außerhalb Deutschlands tätig seien.

Zu einem anderen Schluss kommt eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans Böckler Stiftung, die DGB-Chef Michael Sommer gestern in Berlin präsentierte. Auch ohne internationale Abkommen könnten Einzelstaaten aktiv werden. Ein denkbarer Hebel wären die Banken. Denn schließlich benötigen die Hedgefonds Kredite; zudem sind die Banken ihre Mittelsmänner auf den Finanzmärkten. Die Studie fordert daher, dass Banken deutlich mehr Eigenkapital einsetzen müssen, wenn sie Kredite an Hedgefonds vergeben. Das senkt die Profitabilität bei diesen Geschäften. „Die Anreize zum Aufbau extremer Schuldenpyramiden wird reduziert“, prognostiziert Studienautor Hans-Joachim Voth, der Ökonomieprofessor in Barcelona ist. Darüber hinaus sollten die Banken gezwungen werden, Fonds in Krisenzeiten zusätzliche Kredite zu gewähren. Dies würde Panikverkäufe der Fonds verhindern – und die Banken animieren, bei der Kreditvergabe vorsichtiger zu agieren.

Als riskant gelten allerdings nicht nur die Hedgefonds. Problematisch können auch Private Equity Fonds sein, wenn sie Firmen aufkaufen, um sie wenige Jahre später mit Gewinn zu veräußern. Etwa 25 Prozent der Übernahme-Opfer werden dabei in die Pleite getrieben. Da auch Private Equity Fonds vor allem mit Krediten operieren, schlägt Voth vor, dass Zinskosten nur sehr eingeschränkt vom zu versteuernden Gewinn abgezogen werden können.

Wie feindliche Übernahmen zu verhindern sind, lässt sich in den USA studieren. Dort hat man aus der großen Übernahmewelle in den 80er-Jahren gelernt und schützt sich mit „poison pills“. Dazu kann gehören, dass Altaktionäre bei einer feindlichen Übernahme kostenlose frische Aktien erhalten – die dann zu erheblichen Zusatzkosten aufgekauft werden müssen. Darüber hinaus schlägt Voth vor, dass das Stimmrecht der Aktionäre danach gewichtet wird, wie lange sie schon die Aktien einer Firma besitzen. ULRIKE HERRMANN