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Archiv-Artikel

Tchibo hat ein Herz für die CDU

TRANSPARENZ Tchibo gehört zum Imperium der Familie Herz. Und die spendet an die CDU. Die Spenden werden dabei aufgeteilt – und dadurch erst viel später veröffentlicht

Im Jahr 2002 profitierten noch vier Parteien von den Großspenden von Tchibo

VON MARTIN RANK

Privatpersonen und Unternehmen dürfen in Deutschland in beliebiger Höhe an politische Parteien spenden – und die Öffentlichkeit soll laut Parteiengesetz erfahren, woher das Geld kommt. So müssen Spenden über 50.000 Euro dem Bundestagspräsidenten sofort angezeigt und dann ohne Verzögerung auf der Website des Deutschen Bundestages veröffentlicht werden.

Genau dies wollte die Unternehmerfamilie Herz womöglich verhindern. Zu ihrem Imperium gehört die Maxingvest AG, die sich bis 2007 Tchibo AG nannte. Zu der Konzerngruppe gehören außerdem noch der Buchgroßhändler Libri, die Blume 2000 und Books on Demand.

Sie überwiesen 80.000 Euro, erneut in drei Teilen

Wie das taz-Parteispenden-Recherchetool zeigt, überwies die Familie allein im Wahlkampfjahr 2005 insgesamt 115.000 Euro an die Christdemokraten. Die heute 88 Jahre alte Mutter Ingeburg Herz spendete der CDU 25.000 Euro. Von ihrem 67 Jahre alten Sohn Michael Herz kamen 40.000 Euro und von dem Sohn Wolfgang 15.000 Euro. Außerdem spendete die Beteiligungsgesellschaft „Participia Holding“ im selben Jahr 35.000 Euro an die CDU. Sie gehört den beiden Brüdern Michael und Wolfgang Herz.

Auf diese Weise wurde der Geldsegen für die CDU erst anderthalb Jahre später im Rechenschaftsbericht der Christdemokraten veröffentlicht. 2007 spendeten Ingeburg, Michael und Wolfgang Herz wieder – insgesamt 80.0000 Euro, erneut in drei Teilen.

Die Art zu spenden ist nicht verboten, aber es stellt sich die Frage, warum die Familie Herz es sich so umständlich macht. Womöglich wollte sie auf diese Weise auch verschleiern, dass sie nur noch an die Christdemokraten spendet und an keine der anderen Parteien.

Denn das war nicht immer so. 2002 spendete Tchibo noch an alle im Bundestag vertretenen Parteien, bis auf die PDS. Sozialdemokraten und CDU bekamen jeweils 200.000 Euro. CSU, FDP und Grüne erhielten jeweils 50.000. In Deutschland ist es nicht unüblich, dass große Unternehmen an alle Parteien spenden – politische Landschaftspflege nennt man das.

Offenbar ist es kein Einzelfall, dass Spender versuchen, die sofortige Veröffentlichung zu umgehen. Die gleiche Strategie wie die Familie Herz nutzte auch die Unternehmerfamilie Hopp. Hier wurden – ebenfalls im Wahlkampfjahr 2005 – insgesamt 105.000 Euro für die CDU auf vier Köpfe verteilt: auf Vater, Mutter und die beiden Kinder.

Auch Dietmar Hopp lässt die ganze Familie spenden

Vater Dietmar Hopp, der Mitgründer des Softwareunternehmens SAP und einer der reichsten Deutschen, überwies der CDU 30.000 Euro, seine Frau Anneliese und die Söhne Oliver und Daniel gaben jeweils 25.000 Euro. Dies fand ein Mitarbeiter der Online-Plattform www.abgeordnetenwatch.de mit Hilfe des taz-Parteispenden-Recherchetools heraus.

Ähnlich lief es auch bei dem Bremer Baulöwen Kurt Zech ab. Zech, der 2002 wegen Korruptionsverdacht in die Schlagzeilen geriet, spendete an die Christdemokraten im Jahr 2009 25.700 Euro. Auch seine Frau Maja Zech überwies 24.500 Euro. Zusammen ergibt es genau die Summe, die sofort hätte veröffentlicht werden müssen.