: Vom Straßen- zum Kulturfest
Die Altonale ist nicht nur das größte Stadtteilfest Deutschlands. Mittlerweile ist sie durch ihr großes Rahmenprogramm mit Kunst, Literatur und Theater auch zum größten Kulturfest der Stadt geworden
Angefangen hat das Stadtteilkulturfest Altonale, das seit einer knappen Woche zum neunten Mal stattfindet, mit einem zweitägigen Straßenfest und einer Spaßparade. Nach und nach wuchs dann auch das kulturelle Rahmenprogramm des nun zwei Wochen dauernden Zusammenkommens von Kultur, Stadtteil und Kommerz. Und so gibt es nicht mehr nur Buden und Parade, sondern auch viel Kunst, Literatur und Theater in Altona zu erleben.
Seit zwei Jahren fester Bestandteil des Programms ist nun die „Theater Altonale“, die dieses Jahr drei Produktionen aus „und für“ Altona zeigt. Morgen und am Dienstag ist noch das Kinder-HipHop-Comedy-Stück „2hhAmeisen“ im Gymnasium Altona zusehen, in dem ein Hamburger Ameisenstaat durch Autoabgase ins Chaos verfällt. Heute und morgen will der „Theaterkrimi für Altona“ „Weggeparkt!“ in seiner Handlung Eigenheiten des Stadtteils aufgreifen. Als Spielort für die um Bausünden, Abrisspläne und Immobilienleerstand kreisende Geschichte wurde passenderweise das Parkdeck des Woolworth-Marktes in der von ebenjenen Problemen deutlich gezeichneten Großen Bergstraße gewählt.
Fünfjähriges Jubiläum feiert in diesem Jahr die „Literatur Altonale“. Neben der Möglichkeit, beim „Bücherblühen“ in vielen Cafés in Büchern zu blättern, gibt es natürlich vor allem Lesungen. So liest der norwegische Autor Pål H. Christiansen, das diesjährige Partnerland der Altonale vertretend, am Dienstag aus „Die Ordnung der Worte“. Ein Roman über einen Mann mit Peter-Pan-Syndrom – und insofern durchaus typisch für die ewig pubertierende Dreißiger- bis Vierziger-Generation unserer Tage: Weder kann er sich an die Verbringung seines gesamten Mobiliars in die Wohnung seiner Freundin erinnern, noch will ihm ins Hirn, dass er ein Kind gezeugt haben soll. Lieber träumt er von seinem zweiten Bestseller – den zu schreiben er sich aber leider nicht aufraffen kann. Ob Christiansen mit seinem wenig sprachkräftigen Deutschlanddebüt die norwegische Literatur angemessen repräsentiert, ist allerdings fraglich.
Für mehr Überraschung könnte da einen Tag zuvor die Lesung des polnischen Autoren und Fernsehjournalisten Daniel Odoja sorgen. Sein zwischen Archaik und Moderne balancierender Roman „Das Sägewerk“ endet nämlich untypisch für einen Nachwende-Roman: gerecht und happy.
ROBERT MATTHIES
noch bis So, 17. 6., Infos und Programm: www.altonale.de