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Archiv-Artikel

Kein Sommerloch an der Uni

STUDIUM Norddeutschlands Hochschulen locken Lernwillige mit Sommerkursen. In Rinteln proben Schüler den Studien-Alltag. In Bremen netzwerken Ingenieurinnen

In Rinteln sitzen die Schüler nicht hinter richtigen Studenten – sie sind die Studenten

VON PHILIPP WEBER

Mit dem Beginn der Semesterferien sind die meisten Hörsäle verlassen. Ob in Hamburg, Lüneburg oder Bremen – nur für die Klausuren rücken die Studenten noch mal an. Aber es gibt Ausnahmen. Die Sommeruniversitäten locken, wenn es draußen heiß ist, Menschen in die Hochschulen. Die Angebote sind keineswegs nur für Studierende gedacht.

In Rinteln, einer kleinen Stadt im Weserbergland, richtet sich die gleichnamige Sommeruni zum Beispiel an Schüler und Abiturienten, die herausfinden wollen, welches Fach für sie das richtige ist. Projektleiterin Julia Cordes sieht „eine große Unsicherheit“ bei den Heranwachsenden, für die die Sommeruni entwickelt wurde. „Heutzutage muss man sich relativ frühzeitig entscheiden. Gleichzeitig ist die Abbrecherquote an der Universität hoch“, erklärt Cordes das Problem. Rund ein Viertel der Studierenden beenden vorzeitig ihr Studium. Um dem entgegenzuwirken, hat die Volkshochschule Schaumburg vor sieben Jahren dieses Bildungsangebot in der Nachbarstadt gestartet, in der es bis vor 200 Jahren noch eine richtige Universität gab.

Vom 30. Juli bis zum 5. August können Schüler ab 16 Jahren in den Studentenalltag hineinschnuppern. In der Regel nehmen etwa 300 Studieninteressierte dieses Angebot wahr. Sie werden von 65 Hochschullehrern betreut, die mit ihnen eine Woche lang das richtige Studentenleben simulieren. Cordes sieht darin einen Vorteil gegenüber anderen Schnupperstudientagen: „Bei uns sitzen die Schüler nicht hinter richtigen Studenten – bei uns sind sie Studenten.“

Das Niveau soll dabei keinen Schüler unter- oder überfordern. Dennoch wird wissenschaftliches Arbeiten gefordert – beispielsweise der Umgang mit Fußnoten in Texten. Die Teilnahme kostet 112 Euro. Rasche Anmeldungen werden noch angenommen unter info@sommeruni-rinteln.de.

Die Sommeruniversität der Leuphana Universität in Lüneburg möchte gezielt ausländische Studierende an ihren Campus locken. „Die ausländischen Studierenden sollen einen Einblick in die deutsche Sprache und die deutsche Kultur bekommen“, sagt Sabine Busse, Leiterin des International Office der Uni Lüneburg. Sprachkurse werden auf vier Niveaustufen angeboten. Ein Rahmenprogramm bietet Stadtführungen durch Lüneburg und einen Tagesausflug nach Hamburg – dabei lernen die Teilnehmer neben der Sprache Land und Leute kennen. Der Kurs findet vom 1. bis 26. August statt und kostet 495 Euro. Teilnehmer können beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) Stipendien beantragen.

Die Universität Hamburg bietet den ganzen Sommer über gleich mehrere Veranstaltungen an. „Kunst und Frieden“ ist eine davon. Professor Gordon Mitchell sieht im Konzept „ein Experiment, inwieweit ästhetische, künstlerische Prozesse einen Beitrag zur Friedensbildung sein können.“ Vom 8. bis 10. September gibt es parallel sechs Kurse, unter anderem in Tanz, Dokumentarfilm oder Kurzgeschichte. Die Teilnehmer sollen nicht nur zuhören, sondern aktiv selber etwas machen. Wählen sie zum Beispiel den Kurs bei der Schauspielerin und Schriftstellerin Renan Demirkan, können sie in drei Tagen mit Unterstützung der erfahrenen Künstlerin eine eigene Kurzgeschichte schreiben. Übrigens: Die Kurse sind offen für alle, sowohl für Studenten als auch für Nicht-Studenten.

In Bremen gibt es gleich zwei Sommeruniversitäten nur für Frauen: Die Informatica Feminale findet vom 5. bis 16. September statt. Die Ingenieurinnen-Sommeruni ist vom 29. August bis 9. September. Beide sind „Orte des Experimentierens, um neue Impulse in das Informatik- und Ingenieursstudium zu bringen“, beschreibt es die Koordinatorin der Veranstaltungen, Maya Schulte. Zwei Wochen Zeit für ein intensives Fachstudium und für das Knüpfen von neuen Kontakten – das ist das Ziel der Seminare in Bremen.

Einen Anmeldeschluss gibt es nicht. Freie Plätze werden bis zum Beginn der Sommeruni vergeben. Informationen gibt es auf ingenieurinnen-sommeruni.de und informatica-feminale.de.