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Archiv-Artikel

Deutschland ist bei Rente Schlusslicht

Geringverdiener bekommen hierzulande so kleine Alterseinkommen wie in keinem anderen OECD-Land

BERLIN taz ■ Deutschland, das Land mit starkem sozialen Netz und gutbetuchten RentnerInnen: Dieses Bild wird bald der Vergangenheit angehören. Das Rentenniveau in Deutschland sinkt weiter unter den Durchschnitt der Industriestaaten. Das ergibt sich aus einer gestern in Paris vorgelegten Studie der Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) unter dem Titel „Renten auf einen Blick“.

Besonders der Rentenentwicklung für Geringverdiener müsse man künftig „besonders Aufmerksamkeit schenken“, mahnte OECD-Expertin Monika Queisser. Die „finanzielle Nachhaltigkeit“ des Systems sei durch die Reformen aber „deutlich erhöht“ worden.

Im Zuge der Reformen wurde das künftige Rentenniveau in Deutschland von 48,7 auf 39,9 Prozent des Bruttoeinkommens abgesenkt, bezogen auf eine Standarderwerbsbiografie mit hierzulande 45 Beitragsjahren. Im Mittel der 30 OECD-Länder liegt diese sogenannte Bruttoersatzrate jedoch bei 58,7 Prozent. Nicht nur die skandinavischen Länder, auch Polen, Italien und sogar Griechenland haben ein höheres Rentenniveau im Vergleich zum jeweiligen Bruttoeinkommen.

An Menschen, die ein Erwerbsleben lang nur die Hälfte des nationalen Durchschnittseinkommens nach Hause brachten, zahlt Deutschland überdies im Verhältnis zum Arbeitsverdienst die geringsten Renten. In anderen OECD-Ländern seien die Renten für Niedrigverdiener höher, weil in diese Systeme teilweise Mindestrenten oder zusätzliche Absicherungen im Alter eingebaut wurden, sagte OECD-Expertin Queisser.

Nur wenn ein Erwerbstätiger sein Arbeitsleben lang Vorsorge im Rahmen der Riester-Förderung betreibt, klettert das Niveau seiner Altersbezüge auf 56 Prozent des Bruttoverdienstes und damit knapp unter die Durchschnittsrente in der OECD. Wobei sich für Niedrigverdiener allerdings das Problem ergibt, dass sie oft kein Geld für eine private Vorsorge übrig haben.

Für die Vergleichszahlen wurde das Beispiel eines männlichen Arbeitnehmers gewählt, der im Jahre 2004 im Alter von 20 Jahren anfängt zu arbeiten und dann 45 Beitragsjahre lang durchackert. Das zugrunde liegende Durchschnittseinkommen für Deutschland betrug 41.046 Euro brutto.

BARBARA DRIBBUSCH