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sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Donnerstag wird im K-Fetisch (Wildenbruchstraße 86, 19 Uhr) über die Kontinuität der Ausgrenzung gesprochen, denn „die Ausgrenzung von als ,asozial‘ Bezeichneten zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte“, wie die Veranstalter_innen betonen. Zwar wurden derart Stigmatisierte dann nach 1945 nicht mehr unmittelbar mit dem Tode bedroht, dennoch wurde die Ausgrenzung weitergetrieben, und sowohl von staatlich-juristischer Seite als auch auf gesellschaftlicher Ebene wirkt das Stigma bis heute weiter fort. Die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e. V. will über die Kontinuitäten aufklären und zeigt damit zugleich, dass das als Gedenkort gekennzeichnete KZ Uckermark nicht nur ein Ort für das Gedenken an Vergangenes wäre, sondern auch etwas über die Gegenwart sagen kann.

Am Freitag wird im Freien Museum (Bülowstraße 90, 19.30 Uhr) über Sklavenarbeit gesprochen, doch auch hier geht es nicht um Ereignisse vor 1945, sondern um die Jetztzeit – in Italien etwa werden, wie zwei Kurzfilme dokumentieren, die dort gezeigt werden, afrikanische Migranten zur Arbeit gezwungen. So wird zum Beispiel über die extreme Ausbeutung bei der Tomatenernte in Foggia berichtet. In einer anschließenden Diskussion soll gezeigt werden, dass in einem globalisierten Kapitalismus die Sklavenarbeit auch von uns hier befördert wird – selbst dann, wenn sie in anderen Ländern stattfindet.

Am Samstag wird im Salon der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Franz-Mehring-Platz 1, 13 Uhr) eine Zeitzeugin über ihre politischen Erfahrungen reden, nämlich die international geehrte Bildhauerin, Szenografin und Autorin Gunilla Palmstierna-Weiss, die lange Jahre auch gemeinsam mit ihrem Ehemann Peter Weiss gearbeitet hat und als linke Intellektuelle in Ost wie West aktiv war, um gegen Ausbeutung und Krieg zu kämpfen. Nun wird sie aus ihrem ereignisreichen Leben berichten und ihre Autobiografie vorstellen.

Am Montag schließlich lädt der Buchladen zur schwankenden Weltkugel ins benachbarte Café Morgenrot (Kastanienallee 85, 20 Uhr), um dort Matthias Becker sein Buch „Mythos Vorbeugung. Warum Gesundheit sich nicht verordnen lässt und Ungleichheit krank macht“ vorstellen zu lassen. Warum eigentlich hat man die Pflicht, gesund zu sein, fragt sich der Autor, warum wird man immer wieder bedrängt, gesund zu leben, warum werden Kranke ausgegrenzt? Becker wird erklären, wer von unserer Gesundheit am meisten profitiert und warum der Gesundheitswahn zugleich noch einer ganzen Industrie als Einahmequelle dient.

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