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Archiv-Artikel

„Lebend wollen wir sie zurück!“

MEXIKO Zehntausende gehen auf die Straße, um Aufklärung über den Verbleib der 43 verschwundenen Studenten zu fordern. Die Festnahme der mutmaßlichen Drahtzieher hat noch nichts Neues erbracht

BERLIN taz | Die Proteste in Mexiko gegen das Verschwinden von 43 jungen Männern werden immer heftiger. Studenten der Autonomen Universität von Mexiko-Stadt brannten am Mittwoch einen Bus nieder und riefen: „Heute sind es Molotow-Cocktails, morgen sind es Gewehre.“ Mehrere Kilometer entfernt gingen im Zentrum der Hauptstadt erneut mehrere zehntausend Menschen auf die Straße. „Lebend habt ihr sie genommen, leben wollen wir sie zurück!“ forderten sie mit Blick auf die Studenten der pädagogischen Fachschule Ayotzinapa, die seit über 40 Tagen im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero verschwunden sind. Auch in Chilpancingo, der Landeshauptstadt von Guerrero, sowie dem Badeort Acapulco kam es wieder zu Aktionen. Ayotzinapa-Studenten blockierten wichtige Verkehrsadern und Zugänge zu Einkaufszentren.

Die Festnahme zweier mutmaßlicher Drahtzieher des Angriffs vom 26. September in der Stadt Iguala, bei dem auch sechs Personen von Polizisten und Kriminellen erschossen wurden, hat offiziell noch nicht zu mehr Informationen über den Verbleib der Vermissten geführt. Der Bürgermeister von Iguala, José Luis Abarca, sowie dessen Frau, María de los Ángeles Pineda, wurden am Dienstag in Mexiko-Stadt verhaftet. Abarca soll den Befehl zur Festnahme der angehenden Lehrer erteilt haben. Die Studenten wurden später der Mafia-Organisation Guerreros Unidos übergeben und sind seither nicht mehr aufgetaucht. Viele Berichte legen nahe, dass sie ermordet wurden. De los Ángeles hat die örtliche Gruppe der Verbrecherbande angeführt.

Die mexikanische Regierung informierte indes darüber, dass nach einem Treffen mit Angehörigen, Ayotzinapa-Studenten sowie Vertretern von Menschenrechtsorganisationen der Informationsfluss verbessert werden solle. Insgesamt seien 10.000 Sicherheitskräfte nach Guerrero entsandt worden, um nach den Verschwundenen zu suchen. Die Angehörigen kritisieren seit langem die schleppenden Ermittlungen. Viele haben kein Vertrauen in die Regierung.

Nach Berichten der Tageszeitung La Jornada haben Vertreter der Landesregierung von Guerrero den Angehörigen 100.000 Pesos (ca. 5.900 Euro) geboten, um den Fall auf sich beruhen zu lassen. Viele Eltern seien gefragt worden, ob sie etwas bräuchten, erklärte demnach Bernabé Abraham Gaspar, der Vater eines Vermissten: „Und das, damit wir schweigen.“ WOLF-DIETER VOGEL

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