: Bäume sollen anderswo fallen
Am Landwehrkanal bleiben doch viele Bäume stehen. Statt 200 sollen vorerst nur 34 gefällt werden. Wasser- und Schifffahrtsamt will weiter prüfen. Dafür droht an der Spreemündung Kahlschlag. Laut BUND 1.000 Bäume betroffen
Anwohner des Landwehrkanals und Flaneure können vorläufig aufatmen: Das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Berlin geht von nur noch 34 Bäumen aus, die zur Sicherung des einsturzgefährdeten Ufers gefällt werden müssen. Das teilte gestern Kreuzbergs Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) als Ergebnis eines Treffen von Vertretern der betroffenen Bezirke und dem WSA mit. Weitere 39 Bäume seien hinsichtlich ihres Abstands zum Ufer „grenzwertig“ und müssten weiter geprüft werden. Ursprünglich hatte das WSA rund 200 Bäume zur Fällung vorgesehen, dagegen hatten Bürger protestiert.
Die Frage, wie sich die zu fällenden Bäume auf die Bezirke von Friedrichshain- Kreuzberg bis Charlottenburg verteilen, konnten die Bezirksämter gestern nicht beantworten. Laut Bürgermeister Schulz lässt das Wasser- und Schifffahrtsamt in den kommenden 14 Tagen die Fällkandidaten einzeln begutachten und informiert dann die Bezirke. Anfang Juli würden alle beteiligten Ämter eine „Befahrung“ des Kanals vornehmen, um sich ein Bild zu machen. Bis dahin soll es keine Fällung geben. Noch vor Beginn der Sommerferien am 10. Juli will das WSA auch eine Bürgerveranstaltung anberaumen.
Während sich die Lage am Kanal also entspannt, warnt der Umweltverband BUND vor einem regelrechten Kahlschlag an anderer Stelle: Das Wasserstraßenneubauamt (WNA) plant, für den Ausbau der Spree zwischen ihrer Mündung in die Havel und der Charlottenburger Schleuse rund 1.000 Bäume zu fällen. Hintergrund ist das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit (VDE) 17, das vorsieht, den Westhafen für „große Rheinschiffe“ – Schubverbände von 185 Meter Länge – erreichbar zu machen.
Laut Winfried Lücking, Referent für Binnenschifffahrt beim BUND, ist diese Planung längst obsolet, weil der entsprechende Schiffverkehr dramatisch abgenommen habe. „Im Westhafen werden schon heute 90 Prozent der Güterbewegungen von Lkws und der Bahn abgewickelt.“ Einen Ersatz für die 1.000 abgeholzten Bäume werde es am Spreeufer nicht geben – weder für Neupflanzungen noch für Uferwege bliebe nach dem derzeitigen Planungsstand noch Platz. CLAUDIUS PRÖSSER