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Archiv-Artikel

JENNI ZYLKA DER WOCHENENDKRIMI Böser Bulle, böser Bulle

Es ist das alte Bad-Cop-Bad-Cop-Spiel: In New York entdeckt ein nicht ganz so böser Bad Cop, dass der Rest seiner Polizistenfamilie allerschmutzigsten Dreck am Stecken hat. Immer tiefer rutschen Rays Bruder Francis und beider Schwager Jimmy in jenen Dreck hinein, denn – wir sind im Big Apple – es geht schnell um Folter, Mord, Drogen, Korruption und Erpressung.

Der Kameramann dieses typischen lakonischen US-amerikanischen Cop-Thrillers weiß genau, wie er die Szenen passend einfängt, er hatte aber auch genug zum Abgucken: Zwischen hart-realistischer Handkamera bei den engen Kampfszenen mit viel Bewegung und den nahen emotionalen Bildern für Francis und seine Familie sieht man immer wieder den 70er-Jahre-Realismus des Cops-sind-bestechlich-Genres aufblitzen, und mit „The Big Easy“ gibt es eh längst einen Prototyp des modernen Polizei-Dekonstruktionsfilms. Die Figuren Ray (Edward Norton) und sein Schwager Jimmy (Colin Farrell) sind zudem die Prototypen der All-American-Family, mit allem, was dazugehört: kranke Frau, süße Kinder und ursprünglich auch mal ein gutes Herz. Immer zielstrebiger tastet sich Ray also durch den Korruptions- und Lügenmorast, bis am Ende alle Bösen per Moralkeule bestraft werden und die Guten noch hoffen dürfen.

Schauspiel, Technik oder Dramaturgie sind es nicht, die bei „Gesetz der Ehre“ ein starkes Déjà-vu-Gefühl inklusive Gähnattacken aufkommen lassen. Es ist die lahme Erzählstruktur: Mit zu vielen Dialogen erzählt der Film zu viel doppelt, die Protagonisten kommentieren redundant, was sie eben erlebt und getan haben, um slow Joe in the last row nicht die Freude am Actionfilm zu verleiden. Dazu nerven blutige Bilder und moralinsaure Erkenntnisgespräche. Der Realismus kommt aus den Erfahrungen von Regisseur und Drehbuchautor, beide Polizistensöhne. Hoffentlich haben sie das Thema jetzt endlich verarbeitet.

„Das Gesetz der Ehre“, Sonntag, 22.20 Uhr, ProSieben