: Das Recht endet im Mittelmeer
Pro Asyl fordert Umdenken in der Asyl-Politik der EU – Vortrag im Forum Kirche über Flüchtlingsschicksale
Die Aktualität hatte das Vortrags-Thema eingeholt: In der Nacht auf Donnerstag waren aus maltesischen Gewässern wieder zwei Boote mit 286 Flüchtlingen aus Afrika aufgefischt worden. „Zonen der Rechtlosigkeit“ lautete der Titel der Veranstaltung im Forum Kirche, die die Flüchtlingsproblematik an den Außengrenzen der EU untersuchte. „Es ist ungewöhnlich, dass wieder so große Boote unterwegs waren. Seit einem Jahr landen vor allem Boote mit nur etwa 50 Insassen“, hat die Referentin Judith Gleitze beobachtet. Sie sitzt im Vorstand von Pro Asyl und dem Flüchtlingsrat Brandenburg. Gerade war sie auf Sizilien, um die Situation von Flüchtlingen an der südlichen EU-Außengrenze zu untersuchen. In ihrem Vortrag ging sie sowohl den Lebensbedingungen in den unterschiedlichen Auffanglagern in Süditalien nach wie auch der Frage, wie Europa mit Flüchtlingen an seinen Außengrenzen umgeht.
„Der Zugang zum Asylverfahren ist desaströs“, so Judith Gleitze. „Es gibt keine Rechtsberatung für die Asylsuchenden, im Verfahren ist nichts genau geregelt oder dokumentiert.“ Über einen Asylantrag muss eine Kommission innerhalb von 20 Tagen entscheiden. Theoretisch. Nicht selten aber bleiben Flüchtlinge 50 Tage oder länger in Haft.
Die Lebensbedingungen in den Lagern sind laut Gleitze unmenschlich. Sie berichtet von Salzwasserduschen, einfachsten Matrazenlagern und permanenter Überwachung. Ende Mai war Judith Gleitze zufällig anwesend, als zwei Boote mit 50 Flüchtlingen in Sizilien landeten. Untergebracht wurden sie in einer ausgedienten Fabrikhalle, deren Türen auch im Winter ständig offenstehen. „Es ist ein ergreifender Anblick, wenn die Menschen völlig durchnässt und entkräftet die Boote verlassen“, sagt sie. Umso unverständlicher ist ihr die Umsetzung der EU-Flüchtlingspolitik vor Ort.
Catharina Oppitz