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Archiv-Artikel

Bildungswesen kurzsichtig

Betr.: „Lang angekündigtes Ende“, taz nord vom 12. 6. 2007

Die Schließung des Studiengangs „Sozialarbeitswissenschaft/Sozialpädagogik“ ist ein wunderbares Beispiel der Kurzsichtigkeit des deutschen Bildungswesens. Die Vereinnahmung der Sozialen Arbeit durch die Erziehungswissenschaft ist national umstritten und international nicht anknüpfungsfähig. In vielen Ländern hat sich die Soziale Arbeit längst als eigenständiges universitäres Fach etabliert. Die renommierte London School of Economics gründete bereits 1954 einen Studiengang der Sozialen Arbeit. Seither hat das Fach einen festen Platz im universitären Angebot – ein Trend, der sich im letzten Jahrzehnt auch in den osteuropäischen Ländern fortgesetzt hat. Von seiner Größe her betrachtet hätte der Studiengang in Bremen sogar ein Beispiel für eine erfolgreiche Umstellung auf die Bachelor/Master-Abschlüsse abgeben können, weil hier ein Betreuungsverhältnis möglich gewesen wäre, das den US-amerikanischen und britischen Vorbildern für den so genannten Bologna-Prozess auch tatsächlich entspricht. Der heute vorherrschende Massenbetrieb der Ausbildung von Sozialarbeitern und Sozialpädagogen gefährdet in seiner verschulten Reformvariante das gesamte Fach – an Universitäten wie an Fachhochschulen. PROF. ECKHARD HANSEN, Bremen