: FU-Studis lernen von der Humboldt-Uni
An der FU befragen Studierende ihre KommilitonInnen über die Veränderungen durch die Einführung von BA und MA. Sie orientieren sich an einer Untersuchung an der HU, die den Schnellstudiengängen ein schlechtes Zeugnis ausstellte
Nun untersuchen auch Studierende der Freien Universität (FU) die Veränderungen, die sich für sie durch die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge ergeben haben. Sie haben vor wenigen Tagen eine Umfrage über die „Studierbarkeit“ an der Hochschule gestartet. Mit diesem der Bildungsbürokratie entlehnten Begriff bezeichnet die Kultusministerkonferenz (KMK) die Bedingungen, die erfüllt sein müssen, um ein Studium in der Regelstudienzeit erfolgreich abzuschließen.
Eine Vorbereitungsgruppe hat ein siebenseitiges Formular mit 36 Fragen über den Studienalltag erstellt. Die Fragenkomplexe reichen dabei von der Fächerkombination über die Anwesenheitskontrollen bei Lehrveranstaltungen bis zu der Finanzierung des Studiums und etwaigen Diskriminierungen an der Hochschule. Die Fragebögen werden an einem Informationsstand auf dem Universitätsgelände sowie in verschiedenen Studierendencafés ausgegeben. Dort befinden sich auch die Urnen für die ausgefüllten Bögen.
Über die Rückmeldungen in der ersten Umfragewoche zeigte sich Sebastian Schneider sehr zufrieden. „Obwohl die Befragung bis zum Semesterende dauert, sind schon in den ersten Tagen mehr als 400 Fragebögen ausgefüllt worden“, sagte der Mitarbeiter der Umfrage-AG der taz. An den Informationsständen, an denen interessierten KommilitonInnen der Zweck der Umfrage erläutert wird, sei die Zustimmung zu der Aktion sehr gut.
Bisher seien viele Studierende mit der Unzufriedenheit auf dem Campus sehr individuell umgegangen. Mit der Umfrage könnte der Anfang für ein gemeinsames Verhalten gemacht werden, hofft Politologiestudentin Frederike Leinweber. Auch Sebastian Schneider betont, dass die Umfrageergebnisse keineswegs in Aktenordnern und Bücherregalen verschwinden sollen. Sie sollen vielmehr Material für die Fachschaften und studentischen Initiativen sein, die sich für die Verbesserungen der Studienbedingungen einsetzen.
Dabei verweisen die FU-Studierenden auf die Humboldt-Universität. Dort wurde im Sommersemester 2006 eine Umfrage über die Studierbarkeit durchgeführt. Mehr als 10 Prozent der KommilitonInnen haben sich daran beteiligt. Die Ergebnisse wurden Ende Mai 2007 der Öffentlichkeit vorgestellt (die taz berichtete). Die Klage über verstärkten Leistungsdruck zog sich dabei wie ein roter Faden durch die Aussagen der Befragten. Demnächst soll eine Arbeitsgruppe in Kooperation mit der Universitätsleitung über die Konsequenzen beraten, die aus den Ergebnissen der Studie gezogen werden sollen.
Doch viele Studierende glauben nicht daran, dass sich rasch etwas ändert: „Man kann kaum davon ausgehen, dass die Unileitung sofort darauf reagiert. Aber wenigstens hat man mit dieser Erhebung eindeutige Ergebnisse“, heißt es in einem Weblog der Bibliotheks- und Informationswissenschaften der HU.
Vertreter der Studis verweisen darauf, dass hier nicht einige Details am Studienalltag kritisiert wurden, sondern den Bachelorstudiengängen insgesamt ein schlechtes Zeugnis ausgestellt wurde. Ihrer Einführung sei für viele Befragte mit vermehrten Stress auf dem Campus verbunden gewesen. So sieht Claudia Wrobel vom hochschulpolitischen Referat des Asta FU den Bologna-Prozess, also die europaweite Angleichung der Studienbedingungen, durch die Umfrage auf dem Prüfstand.
Darin erhält sie Unterstützung: „Während HU und FU berlinweit um Exzellenz und Drittmittel konkurrieren, spielt die Studierbarkeit in der öffentlichen Debatte bisher kaum eine Rolle. Die Umfragen sollen das ändern“, beschreibt eine studentische Aktivistin ihre Motivation, sich an der Befragung zu beteiligen. PETER NOWAK
Der Fragebogen kann auch auf der Internetseite www.fub.studierbar keit.de/ Online ausgefüllt werden