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Archiv-Artikel

Bauarbeiter treten in Streik

Seit gestern wird auf einigen norddeutschen Baustellen nicht mehr gearbeitet. Schwerpunkt des Ausstands sind Niedersachsen und Schleswig-Holstein

HANNOVER ap ■ Im ersten unbefristeten Streik am Bau seit fünf Jahren haben am Montag über tausend Arbeiter auf 110 Baustellen die Arbeit niedergelegt. Schwerpunkt der Streiks waren Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Nach Angaben der Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (IG BAU) kam es auch in Hamburg, Bremen und Nordrhein-Westfalen zu Streiks, soweit dort auf Baustellen Firmen aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein tätig waren.

Die Baugewerbeverbände beider Bundesländer hatten als einzige die in der Bau-Schlichtung erzielte Tarifeinigung abgelehnt. Der IG-BAU-Vorsitzende Klaus Wiesehügel rief 15 Beschäftigten einer Baustelle im niedersächsischen Bad Nenndorf persönlich zum Ausstand auf. Beschäftigte anderer Baustellen seien aber von sich aus in den Streik getreten. Man werde bis zu einem Schlichtungsergebnis durch die beiden Verbände streiken, sagte Wiesehügel. Ohne eine Annahme drohe „das gesamte Tarifwerk der deutschen Baubranche zu zerbrechen“, warnte der Gewerkschaftsvorsitzende. Dann seien nicht nur der Flächentarifvertrag, sondern auch der Mindestlohn und die Verträge über die Bau-Sozialkassen in Gefahr. Der Baugewerbeverband Niedersachsen warf der Gewerkschaft vor, die falschen Firmen zu bestreiken. Von dem Ausstand betroffen seien tarifgebundene Firmen, deren Existenz durch die Lohnkonkurrenz nicht tarifgebundener und gewerbefremder Betriebe bedroht sei, sagte der Tarifexperte des Verbandes, Ulf Mosenthin. Er kritisierte auch, dass die IG BAU mit betriebsfremden Gewerkschaftsmitgliedern Baustellen blockiere. „Wenn Betriebsfremde eine Baustelle betreten, ist dies Hausfriedensbruch“, sagte Mosenthin.

Die IG BAU will die Arbeitgeberverbände des Bauhandwerks mit dem Streik zwingen, den vorliegenden Tarifvertrag mit einer 3,1-prozentige Lohnerhöhung doch noch zu unterschreiben. Weil die beiden Arbeitgeberverbände den erzielten Bau-Tarifkompromiss nicht anerkennen wollen, kann der Vertrag bundesweit nicht in Kraft treten. Die Bauindustrie und die meisten Baugewerbeverbände haben den Spruch dagegen akzeptiert.