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TENNIS Es fehlt an Geld und Weltklasse: Das Turnier am Rothenbaum hat seine Bedeutung verloren
Oliver Quante, Turniersprecher
1993 hieß der Sieger Michael Stich. 18 Jahre später ist der Ex-Tennisprofi in seiner Funktion als Turnierdirektor davon weit entfernt. Am Samstag beginnt zum 105. Mal das Traditionsturnier am Hamburger Rothenbaum. Einst eines der wichtigsten Tenniswettbewerbe der Welt.
Doch davon ist wenig übrig: Der Tennisweltverband (ATP) stufte Hamburg herab, zudem hat die Stadt ihre Zuschüsse von 200.000 Euro nicht wieder bewilligt. „Damit muss das Turnier zum ersten Mal ohne Zuschuss auskommen“, sagt Sprecher Oliver Quante. Nicht mal der Name „German Open“ ist geblieben: Zu den „Bet-at-Home-Open“ lädt Stich neuerdings ein – und das für lau.
Auf die Tennisanlage, also zu allen Trainings- und Nebenplätzen, kommt man in dieses Jahr das erste Mal umsonst, wie Turnierdirektor Stich am Mittwoch verkündete: „Um den Reiz und die Atmosphäre unseres Traditionsturniers auch jenen nahe zu bringen, die bislang noch nicht am Rothenbaum waren.“ Lediglich für den Center-Court müssen die Tennisbegeisterten in diesem Jahr bezahlen. Turniersprecher Quante verkauft dies als „neuen Impuls“. Konkrete Zahlen will Quante nicht nennen, behauptet aber, der Kartenverkauf habe denselben Umfang wie im letzten Jahr.
Dass viele Karten noch nicht verkauft worden sind, zeigt die Internetseite: Deutlich mehr grün als rot leuchtet es da am virtuellen Kartenstand. Das ist wenig verwunderlich – dass im Zuge des Turniers häufiger der Name Stich als ein deutscher Spielername fällt, ist symptomatisch. Der beste von ihnen, Florian Mayer, ist lediglich die Nummer 20 der Welt. Mit Gael Monfils ist immerhin die Nummer sieben der Welt in Hamburg.
„Natürlich hätten wir gerne einen Nadal“, erklärt Quante. Doch die Topspieler kommen nicht. Seit Hamburg nicht mehr zu den größten Turnieren der Welt gehört, müssen sie nicht mehr in Hamburg antreten. Will man sie trotzdem, kostet das eine Menge Antrittsgeld – und das hat Hamburg, trotz des neuen Hauptsponsors und Namensgebers Bet-at-Home, nicht. Der wiederum kann für Stich kein Wunschkandidat sein, auch wenn Stich dies öffentlich immer wieder betont.
Der österreichische Wettanbieter war schon 2009 in Hamburg. Damals mussten die Banner aufgrund des Werbeverbotes von „Bet-at-Home“ in „Tennis-at-Home“ abgeändert werden. 2011 soll nun mit dem richtigen Logo geworben werden. Und das obwohl sich „an der Rechtslage nichts geändert hat“, wie Swantje Glismann von der Innenbehörde sagt. Die Turnierveranstalter sehen das anders, spätestens seit der Europäische Gerichtshof das deutsche Glücksspielmonopol anprangerte: „Die Rahmenbedingungen haben sich gegenüber 2009 geändert. Wir gehen davon aus, dass es keine Probleme gibt.“ PHILIPP WEBER