Eintracht will das Verlieren erst später lernen

AUFSTEIGER Braunschweig siegt in Zweiter Fußball-Bundesliga einfach weiter – gegen 1860 München mit 3:1

„Es sollte selbstverständlich sein, dass wir die Klasse halten“

Trainer Torsten Lieberknecht

Marc Arnold hat Glück. An der Debatte, die angesichts des historisch frühen Saisonbeginns in der Zweiten Fußball-Bundesliga gerade hitzig geführt wird, muss er sich nicht beteiligen. „Das ist kein großes Problem“, sagt der Sportliche Leiter von Eintracht Braunschweig, auf die nur dreiwöchige Sommerpause seiner Belegschaft angesprochen. Anderswo haben sie noch nicht einmal eine richtige Mannschaft, in Braunschweig ist nur Karim Bellarabi aus der ersten Elf des Aufsteigers verschwunden, der gestern vor 22.167 Zuschauern im Stadion an der Hamburger Straße mit einem 3:1 gegen 1860 München angefangen hat, an die große Vergangenheit des Deutschen Meisters von 1967 anzuknüpfen.

Die Erwartungshaltung in Braunschweig, wo Erregung und Enttäuschung enger beieinander liegen als anderswo, ist bereits erstklassig. „Die Euphorie ist groß“, sagt Arnold, was man nicht zuletzt an 13.000 abgesetzten Dauerkarten erkennen kann. Nach den sportlichen und wirtschaftlichen Schwindelanfällen der Vergangenheit ist der Glaube daran, dass alles einmal besser wird, wieder da. Aber anders.

„In der Fankultur hat es eine Veränderung gegeben“, sagt Arnold. Er hat „eine gewisse Gelassenheit“ ausgemacht, angesichts des fortgesetzten Konsolidierungskurses gingen „die Fans mit Niederlagen nüchterner um“. Davon soll es trotzdem nicht viele geben, wenn es nach den Verantwortlichen geht. „Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein“, sagt Trainer Torsten Lieberknecht forsch, „dass wir die Klasse halten.“ Dauerhaft wolle man sich im Berufsfußball etablieren.

Der Saisonauftakt macht sogar Appetit auf ein bisschen mehr: In einer aufregenden Anfangsphase gelang Kapitän Dennis Kruppke bereits nach sechs Minuten die Führung für die Gastgeber, die sich auch von dem Ausgleich durch Kevin Volland (22.) nicht aus der Ruhe bringen ließen. Nico Zimmermann mit einem Schuss in den Winkel (35.) und Dominick Kumbela nach einem herrlichen Konter (40.) sorgten für die frühe Entscheidung in einer Partie, die auch vier, fünf oder sechs zu eins hätte ausgehen können. Nun dürfen sich die Braunschweiger zumindest eine Nacht lang die Tabelle von oben anschauen.

In der furiosen Aufstiegssaison sah es so aus, als hätte die Eintracht verlernt, wie man verliert. „Es wird interessant zu beobachten sein“, sagt Arnold, „wie die Mannschaft mit einer Durststrecke umgeht.“ In Braunschweig wollen sie diese Erfahrung aber gerne noch ein wenig hinausschieben. HANNES KAMMER