: Tod und Heuchelei
Was ernsthaft Angst macht an der politischen Furie namens Hamas? Wenn man sie beim Wort nimmt
Wie das Ideal eines islamischen Staats auszusehen habe, wurde der Hamas-Führer Mahmud al-Sahar jüngst auf Spiegel-Online gefragt. Und der Gründer dieser islamistischen Organisation antwortete unmissverständlich: „Der Islam ist gegen die Korruption, die Verweichlichung und den Materialismus, der die Gesellschaft in Europa und Amerika zerstört hat. Dort sind die Familien kaputt, es gibt Aids und Drogen. Solche Dinge gibt es hier nicht.“ Hier – das ist der arabische Raum, auf dem die Hamas sitzt wie ein gusseiserner Deckel auf einem papiernen Eimer.
Seine Aussage enthält eine Reihe von Lügen. Ja, es gibt Drogen in Europa und Amerika – aber es gibt sie frei verkäuflicher dort, wo die Hamas herrscht. Doch, der OECD-Bericht weist aus, dass die arabische Welt die geringsten Bildungsbesserungsquoten erreicht. Ja, es gibt in Europa und Amerika Ehen, die nicht mehr funktionieren, aber die arabischen Ehen halten keinen Deut besser, davon abgesehen, dass über deren Ehen in der Regel nicht die Liebe entscheidet, sondern die Eltern. Nein, es gibt auch Aids in Palästina, Jordanien, Syrien, dem Libanon und Ägypten – aber der Unterschied zu HIV-Infizierten in Israel, im reichen Europa oder den USA ist, dass sie dort nicht Aussätzige sind, sondern Menschen, die meist sehr gut mit Medikamenten versorgt werden.
Und ja, es gibt eine Tendenz in unseren Breiten, die einer wie al-Sahar als Verweichlichung wahrnehmen muss: ein relativiertes Bild von Männlichkeit. Der Mann sucht sich nicht im soldatischen Kampf – und findet seine Bestimmung nicht bei himmlischen Jungfrauen, die er beglückt, hat er sich per Sprengstoffgürtel ins ihm bessere Jenseits befördert. Die Hamas, summa summarum, liebt den Tod, den feigen Mann, der sich besonders tapfer wähnt – und die Ehe als unkündbares Konstrukt, die keine Scheidung kennt, dafür zu jeder Form von Heuchelei einlädt. Auch in arabischen Gegenden, wie dort, wo die Hamas herrscht, gibt es etwa Homosexualität, aber nur als todstiftende Sünde, nicht als Möglichkeit von Lust und Liebe. Was die Hamas will, ist durch das Interview kenntlich geworden. Wer das abtut, ist nicht mehr bei Trost. JAF